Full text: Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte

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Schädel ihres erschlagenen Vaters Wein zu trinken. Doch sie fand bald ihre 
Strafe. Nach Alboin's Tode heirathete sie den Genossen ihrer That, der sich 
zum Könige auswarf; aber die Longobarden suchten ihres geliebten Königs 
Ende an ihm zu rächen. Da floh er mit Rosamunde nach Ravenna. Hier be¬ 
ging die untreue Königin eine neue Greuelthat. Der Statthalter des Kaisers 
wollte sie zum Gemahl nehmen, wenn sie ihren gegenwärtigen Mann zu be¬ 
seitigen wüßte. Als dieser nun einst im Bade saß, überreichte sie ihm einen 
Becher mit Gift. Er merkte bald die tödtliche Wirkung des Giftes und zwang 
Rosamunde mit gezücktem Schwerte, die Hälfte des Trankes zu nehmen. So 
empfingen Beide den verdienten Sündenlohn. 
Unter einem Nachfolger Alboin's machten die Longobarden noch bedeu¬ 
tende Eroberungen im südlichen Italien. Niemals aber wurden sie so glück¬ 
lich, als sie unter Alboin gewesen waren. Das Reich bestand übrigens länger 
als 200 Jahre, bis Karl der Große es (774) seinen Landen einverleibte. 
II. Abschnitt. 
lAas Arankenreich von seiner Gründung öis zu seiner Uuftösung. 
(Von 486 bis um das Jahr 940.) 
A. Die Merowinger. 
§ 7. Gründung des Frankenreiches. Chlodwig 
(486—511). 
1. König Chlodwig. Die Frankens waren ein Verein von meh¬ 
reren deutschen Völkern am unteren Rhein und dessen Ausflüssen. Alan un¬ 
terschied sie in zwei Haupttheile: in die Salier oder sali scheu Franken 
(wahrscheinlich nach dem Flusse Assel, der auch I sa l a oder S a l a hieß, so ge¬ 
nannt), welche etwa zwischen Schelde und Maas wohnten, und in die Ripu¬ 
arier oder ripuarischen Franken (d. h. Uferfranken), welche die Ufer 
des Rheines und etwa das Land zwischen diesem Flusse und der Maas be¬ 
wohnten. Sie standen unter mehreren Fürsten, von denen Chlodwig, aus 
dem Geschlechte der Merowinger, einen Theil der salischen Franken beherrschte. 
Der Mittelpunkt seiner Herrschaft war Tournay^). 
^ Chlodwig war erst 15 Jahre alt, als er seinem Vater Childerich auf dem 
Throne folgte; aber es wohnte ein kühner Geist in dem Jünglinge, der ihn 
zu kecken Unternehmungen trieb. In dem fünften Jahre seiner Regierung 
zog er gegen Syagrius, den Statthalter des letzten Restes römischer Herr¬ 
schaft in Gallien. Derselbe hatte nach dem Untergange des weströmischen 
Reiches sein Gebiet zwischen Seine und Loire noch zu behaupten gewußt. 
Syagrius nahm die Herausforderung zum Kampfe an, und bei So issons^) 
9 Das Wort Franke leitet man gewöhnlich von frank, d. i. frei, ab. 
2) To u r nay: Stadt an der Schelde in Belgien. 
Soissons: Stadt im Nordosten von Paris, liegt an der Aisne, einem Zu¬ 
flusse der Seine. 
E. Förster, Deutsch-preuß. Geschichte. 4
	        
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