11
Bajoarier erhielten. Die selbstständige Herrschaft
dieses Volkes mag wohl in seinem Jnnren wenig
oder nicht von Theodorich, dem Könige der Ost¬
gothen beeinträchtigt worden seyn, da jenes'zweyte
Rhätien, das zu seinem Reiche gehörte, nach ei¬
nem veränderten Sprachgebrauchs, der sich von nun
an durch viele Jahrhunderte erhielt, nicht mehr das
Land der Bayern, welches jetzt Noricum hieß, be¬
deutete, sondern Tyrol, während unter Hohenrhä-
tien Graubündten verstanden wurde. ;
Das Chrtftenthum in den Donangegenden?
h. 3. Der Bewohner des jetzigen Bayerns oder
eines seiner Nachbarländer kann sich in diesen Ta¬
gen der öffentlichen Sicherheit und guten Ordnung
kaum einen rechten Begriff machen von dem Zustand
der Dinge, der in jenen ersten Jahrhunderten unserer
Geschichte herrschte, deren Verlauf wir so eben be¬
trachteten., Dü konnte Keiner sagen: diese Hütte,
welche meine Hand erbaute, dieses Stück Feldes,
worauf die Hütte steht ist mein, denn über Nacht
nahm vielleicht ein Heer der fremden Einwandrer
und Krieger Alles dahin was seift war; er selber,
wenn er anders mit dem Leben davon gekonnnen,
mußte sich als Flüchtling in's Gebirg oder in die
Wälder retten. Bei der Unsicherheit alles Eigenthu-
mes, alles Grundbesitzes theilte sich die Lust, in
Gesellschaft der durchwandernden Heere mit fortzuzie-
hen gar leicht auch Andern mit; ein großer Theil des
Volkes, mit Weib und Kind ließ sich in die Ge;
sahren des Krieges und der Harken Mühseligkeiten