Full text: Die Geschichte von Bayern für die deutschen Schulen

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der Gaugraf den Oberbefehl, dessen Geschäft in Frie- 
denszeiten es war, unter Beysitz eines rechtsverstän¬ 
digen Richters jeden 15ten Tag eine öffentliche Ge¬ 
richtsversammlung zu halten, wofür ihm der neunte 
Theil der erhobenen Geldbußen, so wie freye Woh¬ 
nung und Kost, zum Lohn ward. 
Dem allgemeinen Aufgebot gegen die Franken 
hatten sich alle streitbare Männer der Bayern mit 
ihren Dienstleuten gestellt, mit ihnen waren die ver¬ 
bündeten Schaaren der Allemannen oder Schwaben, 
so wie der Thüringer vereint; sie bildeten ein an¬ 
sehnliches Heer, das am dießseitigen Ufer des Lech 
in einem wohlverschanzten Lager stund. Am entge¬ 
gengesetzten Ufer hatte sich das noch viel mächtigere 
Heer der Franken gelagert, welchem von Tag zu 
Tage zahlreiche Haufen zuströmten. Die Bayern, 
auf ihre Kraft und feste Stellung trotzend, riefen 
die Feinde öfters zum offenen Feldkampf auf; zu¬ 
letzt wurden sie unachtsam und sicher; ihren- Mangel 
an Wachsamkeit bemerkte und benutzte der Feind, 
gieng bey Macht über den Fluß, drang in das La¬ 
ger ein. Die Verbündeten waren zuerst geflohen; 
die Bayern unter ihrem tapfern Herzog, kämpften 
mit standhaftem Muthe, bis sie zuletzt der Uebermacht 
weichen mußten. Der Feind ließ.ihnen nicht Zeit 
sich wieder in Schlachtordnung zu sammlen, der Her¬ 
zog selber fiel als Gefangener in Feindes Hand. 
Das geschlagene Heer der Bayern mußte sich zurück¬ 
ziehen bis über den Inn, während die Schaaren der 
Franken über 40 Tage lang im Lande raubten und 
wütheten; Dörfer wie Marktflecken in Brand steckten, 
und viele Wehrlose ermordeten. So ward dieses 
Jahr 743 ein schweres Unglücksjahr für Bayern. 
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