70
tat der Wissenschaften", welche auch eine Sternwarte und ein La¬
boratorium erhielt, erfolgte im Jahre 1710.
Friedrich widmete auch den Künsten eine große Theilnahme;
die Reiterstatue des großen Kurfürsten auf der langen Brücke in
Berlin, das herrliche Zeughaus (beide von Schlüter), rühren aus
seiner Regierungszeit her.
Die Schattenseiten in Friedrichs Regiernng. An Fried¬
richs Hofe ging es in jeder Beziehung ungemein glänzend zu: der
König selbst hatte an fürstlicher Pracht und an der Anordnung gro߬
artiger Feste das höchste Gefallen, er wollte darin dem berühmten
Hofe Ludwig's XIV nicht uachstehen. Dieser Glanz aber wurde
eine Quelle mancher Uebel für das Land; die Kosten des Hofstaats
nahmen von Jahr zu Jahr zu, man mußte auf immer neue Mittel
zur Bestreitung dieser großen Ausgaben denken, die alten Steuern
erhöhen und zu wiederholten Malen eine allgemeine Kopfsteuer er¬
heben, und doch war bei Hofe immer Geldnoth. Dies verschaffte
einem unverschämten Betrüger, welcher sich Graf Ruggiero nannte
und vorgab, mittelst der Kunst der Alchymie Gold machen zu kön¬
nen, leicht Eingang bei dem König und dem Grafen Wartenberg.
Er wurde glänzend ausgenommen und wußte den Hof eine Zeit lang
mit täuschenden Hoffnungen hinzuhalten, bis er aus Furcht, ent¬
larvt zu werden, nach Frankfurt entfloh. Nach wiederholtem Auf¬
enthalt in Berlin und öfter erneuerter Flucht wurde er endlich als
Betrüger überführt und an den Galgen gebracht. — Schädlicher
für den Staat war die langjährige Gunst des in den Reichsgrafen¬
stand erhobenen Kolb von Wartenberg, der mit seiner Gemahlin
durch Eigennutz und Uebermuth sich allgemein verhaßt machte.
Endlich konnte der König nicht umhin, ihn zu entlassen, doch gab
er ihm noch eine beträchtliche Pension, wiewohl Wartenberg in sei¬
ner Stellung die größten Reichthümer gesammelt hatte.
In den letzten Jahren von Friedrich's Regierung wüthete in
Ostpreußen die Pest in sehr hohem Grade: 250,000 Menschen, ein
Drittheil der damaligen Bevölkerung, wurden hingerafft.
Auch in seiner Familie hatte der König zuletzt wenig Freude:
er hatte sich zum dritten Male verheirathet, seine Gemahlin, Sophie
Luise von Mecklenburg, war aber in strenger Frömmigkeit dem glän¬
zenden Treiben des Hofes abhold und suchte überdies den König
zum lutherischen Bekenntniß zu bekehren. Zuletzt verstel sie ganz in
fromme Schwärmerei.