Full text: Kleine Weltgeschichte oder Geschichten aus der Geschichte

§. 5. Die Spartaner. 17 - 
gleich, aber ihre Sitten waren desto verschiedener. Schon früh hat¬ 
ten auch die Heiden erkannt, daß es lauter Zank und Schlägerei 
unter den Menschen gäbe, wenn jeder thun dürfe, was er wolle, 
und daß am Ende der oben auf wäre, der die stärkste Faust habe. 
Damit das nun nicht der Fall werde, ließen sie sich, — da sie das 
göttliche Gesetz des Ewigen nicht kannten, — von einem oder mehreren 
weisen Männern Gesetze vorschreiben, und vereinten sich durch Eid¬ 
schwur, nach diesen Gesetzen zu leben. Die Spartaner ließen sich 
auf solche Weise auch Gesetze vorschreiben, und zwar durch einen 
redlichen Königssohn, Lykurg mit Namen. Um aber gute Gesetze 
geben zu können, war dieser Lykurg erst weit in der Welt umher 
gereist, hatte sich nach den Gesetzen anderer Völker erkundigt, diesel¬ 
ben geprüft und die besten davon für sein Volk ausgeschrieben. Und 
als er nun zurück kam, gab er denn seine Gesetze und Rathschläge, 
und die Spartaner nahmen sie bereitwillig an. Wir wollen einige 
derselben uns merken und prüfen, ob wir sie nach Gottes Gesetzen 
gut oder schlecht heißen müssen. 
Lykurg wollte, daß seine Mitbürger ein starkes, tapferes, ernstes 
Volk würden; darum mußten schon die Kinder von aller Weichlichkeit 
entwöhnt werden. Sie durften keine Schuhe und Strümpfe an den 
Beinen, keine Kappe auf dem Kopfe haben, durften sich nie satt 
essen und mußten auf bloßer Erde oder auf Brettern schlafen. Nichts, 
sagte Lykurg weiter, verweichlicht den Menschen mehr, als leckere Ge¬ 
richte. Sie reizen den Appetit, verführen zur Fresserei und verderben 
den Magen. Das darf unter uns nicht sein. Wir wollen gemein¬ 
schaftlich, an langen Tafeln liegend, einfache Kost genießen, — nie der 
eine besser, als der andere, — und zur Fleischsauce eine schwarze 
Blutsuppe gebrauchen. Zu unseren Gerichten liefert jeder Spartaner 
monatlich eine bestimmte Portion Käse, Gerstenmehl, Feigen, Wein 
und Geld. Damit sich nicht Einer über den Andern erheben möge, 
sollen alle Aecker und Güter gleichmäßig unter uns vertheilt werden. 
Das Geld wird aus schwerem Eisen geprägt, damit keiner viel bei 
sich tragen kann. — Unsere Stadt darf keine Mauern haben; der 
Muth der Bürger soll unsere Mauer sein. Unnütze Worte muß 
jeder sorgfältig vermeiden, und ehe er spricht, wohl bedenken und 
überlegen, was er sagen will. — Die Alten muß man ehren, be¬ 
scheiden schweigen, wenn sie reden und ihnen überall den Vorsitz 
ehrerbietig einräumen. 
Was sagt ihr aber, liebe Kinder, zu folgenden Gesetzen? 
Lykurg sagte, die Kinder gehören nicht den Eltern, sondern dem 
Staate. Sobald ein Knabe geboren wird, muß ihn ein dazu be¬ 
stimmter Aufseher unterrichten. Ist er schwach oder gebrechlich, so 
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