§. 21. Sulla und Crassus. 37
der Vornehmen. Beide Männer hatten nur ein Verlangen: Jeder
wollte der Erste in Rom sein. Das ging natürlich nicht. Da
führte Sulla seine Truppen gegen Rom und wollte den alten
Marius daraus vertreiben. Marius gerieth darüber in Angst und
— soff sich zu Tode.
Seine vielen und mächtigen Anhänger aber ließen den Sulla
nicht gutwillig in die Stadt. Er mußte mit römischen Soldaten
erst Straße für Straße erobern. Endlich, da er sie inne hatte,
ließ er seinem Hochmuthe und seiner Rache freien Lauf. Jeder,
der es mit Marius gehalten hatte, wurde umgebracht, und über
100,000 Bürger verloren auf die Weise durch den grausamen
Sulla ihr Leben. Die Güter der Gemordeten schenkte der Räuber
seinen Freunden, und einer derselben, Crassus, wurde so reich,
daß er in seinem Stolze sagte: „Das ist ein Bettelbube, der nicht
einmal eine Legion Soldaten (6000 Mann) auf eigene Kosten aus¬
rüsten und ernähren kann!" — Die schrecklichste That des Sulla
war aber folgende: Er hatte 12,000 Anhänger des Marius unbe¬
waffnet in die Rennbahn sperren lassen. Auf einmal drangen, auf
seinen Befehl, bewaffnete Truppen dort hinein und hieben die Un¬
glücklichen alle nieder. Daneben waren die Senatoren versammelt,
und hörten das Knirschen der Schwerter und das Gestöhn und den
Weheruf der Sterbenden und Lebenden. Erschrocken sprangen sie auf
und fragten in großer Angst: „Was ist das?" — „O, nichts,"
antwortete Sulla. „Ich lasse bloß ein paar Empörer abstrafen!" —
Sulla war geworden, was er hatte werden wollen: der unumschränkte
Oberherr in Rom. Er ließ sich auch fortan „den Glücklichen"
nennen. Er war aber nicht glücklich: denn das böse Gewissen ließ
ihm keine Ruhe. Nach zwei Jahren legte er zwar die Oberherrschaft
nieder; aber noch immer schrie das böse Gewissen. Und zuletzt
schickte Gott Läuse über ihn. Die fraßen und quälten ihn, bis er
starb. Er verfaulte aber schon bei lebendigem Leibe.
Crassus war also, wie Ihr oben gesehen habt, ein steinrei¬
cher Mann. Aber er war ein Nimmersatt und konnte des Geldes
nicht genug kriegen. Darum zog er auch in's jüdische Land und
plünderte den Tempel Gottes. Darum zog er wider die Parther,
ein noch unbesiegtes, reiches, kriegerisches Volk in Asien, zu Felde.
Da ging's aber zu Ende mit ihm. Die Parther schlugen sein
Heer, fingen ihn lebendig, — schnitten ihm den Kopf ab, goffen
ihm geschmolzenes Gold in den Mund und sagten dabei: „Nun
trinke dich satt Gold, wonach dich immer so sehr gedürstet hat!"