§. 39. Das Pulver. 61
köstlichsten Schätzen. Nicht wahr, das ist sonderbar!? Aber, Kinder,
freuet euch, daß ihr jetzt den rechten Weg zur Seligkeit wissen könnt,
und thut so treulich, was Gottes Wort euch sagt, als Ludwig nach
seiner geringern Erkenntniß treu war. Und nun hört weiter. Der
König betete mehrere Stunden, las fleißig in gottseligen Büchern,
verpflegte oft eigenhändig in den Hospitälern die Kranken und ward
nicht unwillig, wenn sie ihn verunreinigten. Er war freundlich gegen
Jedermann, schalt und fluchte nie, war ein so großer Feind jeder
Lüge, daß er eher gestorben wäre, als daß er gelogen hätte. Er litt
nimmer unnütze, leere Geschwätze in seiner Gegenwart und sorgte
unablässig für das Wohl seiner Unterthanen. Die Geistlichen ehrte
er, aber gehorchte ihnen nur, wenn sie das Rechte verlangten. In
England waren zu seiner Zeit Unruhen. „Die mache dir zu Nutze!"
rieth man ihm. „Ziehe nach England und erobere es!" Aber der
fromme Ludwig antwortete: „Nimmermehr werde ich Krieg führen,
um zu erobern!" — Und ließ sich nicht zum Kriege bereden. Gegen
die Muhamedaner hingegen zog er mehrmals zu Felde, weil er glaubte,
es sei Gott wohlgefällig, ihnen das heilige Land zu entreißen. Darin
irrte er sich nun freilich, und Gott ließ es ihm auch nicht gelingen.
Er kam in Gefangenschaft und Noth, und auf dem zweiten Zuge
starb er, aber im Frieden seiner Seele. Als er merkte, daß sein
Ende nahe, betete er: „Herr, ich will in Dein Haus gehen; in
Deinem heiligen Tempel will ich anbeten und Deinen heiligen Namen
verherrlichen!" — Das war 1270.
§. 39; Das Pulver.
Daß unser schwarzes Schießpulver aus 16 Theilen Salpeter,
2 Theilen Schwefel und 3 Theilen Kohlenstaub bestehe, weiß jetzt
fast jedes Kind. Wer aber zuerst die Massen also gemischt, oder
mit andern Worten: wer das Pulver erfunden habe, weiß Niemand.
Schon vor 1600 Jahren brannten die Chinesen in Asien allerlei
schöne Feuerwerke damit ab. Schon vor 700 Jahren sprengten die
Deutschen in den Silberbergwerken des Rammelberges bei Goslar
am Harze das Gestein mit Hülfe des Pulvers; aber noch ward es
nicht gebraucht, um Menschenleben zu rauben. Etwa um das Jahr
1320 soll man darauf gekommen sein, es dazu anzuwenden. Damals
lebte im Kloster zu Freiburg in Baden ein Mönch, Berthold
Schwarz, ein verständiger Mann. In der Einsamkeit und Stille
seiner Zelle grübelte er über viele Dinge, dachte, wie viele Leute
seiner Zeit, vielleicht auch darüber nach, ob er nicht den Stein
der Weisen, d. h. die Kunst erfinden könne, aus Koth und
Steinen Gold zu machen. Das war nun freilich nicht gut, und