74 §. 48. Philipp II. 1556-1558.
Reformation ein Greuel. „Lieber mag ich gar nicht herrschen, als
über Ketzer!" sagte er. So weit nun seine Macht reichte, suchte er
die Protestanten auszurotten, „damit doch nur nicht noch mehr durch
sie verführt und in die Hölle gezogen würden!" wie er meinte. Nun
gab es aber in den reichen Niederlanden, die dem bösen Philipp auch
gehörten, besonders viele Protestanten, und darum war ihm dies
schöne Land ein sehr verhaßtes. Philipp konnte das nicht ruhig
ansehen. Er wollte dort die Reformation ausrotten, und schickte
deßhalb seinen grausamen General, den Herzog Alba, dahin, daß
er die Abtrünnigen nicht belehre, sondern strafe. Alba strafte
denn auch auf das gräßlichste. Als er nach Spanien zurückkehrte,
rühmte er sich in seinem Frevel: „Während der sechs Jahre meines
Regiments habe ich achtzehn tausend Ketzer lebendig verbrennen lasten!"
Und was halfen solche Greuel dem Könige? Gar nichts! Zwei
Millionen protestantische Nordniederländer (Holländer) ließen ihm
sagen: „Du behandelst uns wie das Schlachtvieh, und hast doch bei
Deinem Regierungsantritte geschworen, uns wie ein Vater zu behan¬
deln. Du hast Deinen Eid gebrochen; wir können nicht mehr Deine
Untertanen sein, bis Du ihn wieder erfüllst! Philipp wollte das
aber nicht, sondern die „Rebellen" mit Waffengewalt zum Gehorsam
bringen. Die Armen! Auf Erden hatten sie gegen den mächtigen
Herrn, von dem man sagen konnte: daß in seinem Lande die Sonne
nicht untergehe, keine Hülfe weiter, als die protestantische Königin
Elisabeth von England. (§. 49.) Aber was schadet das?! Der
im Himmel wohnet, war ihr mächtiger Bundesgenosse. Philipp
rüstete eine so ungeheure Flotte aus, wie sie seit Kerxes (§. 12.)
nicht war gesehen worden, und nannte sie in seinem Stolze: „die
Unüberwindliche." Damit wollte er zunächst das ketzerische Eng¬
land, das ihm der Papst schon vorläufig geschenkt hatte, und darnach
dann auch natürlich Holland erobern. Die Einwohner beider Länder,
wurden sehr besorgt, aber sie stärkten sich durch Gebet. Da schickte
Gott einen gewaltigen Sturm; der blies dermaßen zwischen die stolze
Flotte, daß nur die Hälfte der Schiffe, und diese in dem jämmer¬
lichsten Zustand nach Hause kam. — Und nun konnten sich auch
Spaniens Feinde nicht rühmen: „Unser Arm hat das gethan!" Von
der Zeit an ward England immer mächtiger, Spanien immer ohn¬
mächtiger. — Auf seine Silberflotten aus Amerika wartete Philipp
meist vergebens. Entweder waren sie untergegangen, oder den Eng¬
ländern und Holländern in die Hände gefallen, welche jetzt die Herrschaft
auf der See erhielten. Bei all' solchen Verlusten hatte der König noch
fast beständige Kriege mit den Franzosen zu führen, und bauete oben¬
ein das prächtige Kloster Eskorial, das manche Million kostete. ES