Hl' Neuhochdeutsche Dichtung. C. Das Zeitalter Friedrichs d. Gr. b. Neue Bahnen. 97
Hermann und Thusnelda.
(1752.)
1. „Ha, dort kommt er mit Schweiß, mit Römerblute,
Mit dem Staube der Schlacht bedeckt! So schon war
Hermann niemals! So hat's ihm
Nie von dem Auge geflammt!
2. „Komm! ich bebe vor Lust; reich' mir den Adler
Und das triefende Schwert! komm, atm' und ruh' hier
Aus in meiner Umarmung
Von der zu schrecklichen Schlacht.
3. „Ruh' hier, daß ich den Schweiß der Stirn abtrockne
Und der Wange das Blut! Wie glüht die Wange!
Hermann, Hermann, so hat dich
Niemals Thusnelda geliebt!
4. „Selbst nicht, da du zuerst im Eichenschatten
Mit dem bräunlichen Arm mich wilder faßtest!
Fliehend blieb ich und sah dir
Schon die Unsterblichkeit an,
5. „Die nun dein ist. Erzählt's in allen Hainen,
Daß Angustus nun bang mit seinen Göttern
Nektar trinket, daß Hermann,
Hermann unsterblicher ist!" —
6. „Warum lockst du mein Haar? Liegt nicht der stumme,
Tote Vater vor uns? O, hätt' Angustus
Seine Heere geführt, er
Läge noch blutiger da!" —
7. „Laß dein sinkendes Haar mich, Hermann, heben,
Daß es über dem Kranz in Locken drohe!
Sigmar ist bei den Göttern!
Folg' du und wein' ihm nicht nach!"
Der Rheinwein.
(1753.)
' ^ du, der Traube Sohn, der im
$ ^ Golde blinkt,
Freund, sonst niemand lad' in
5g- , _ die Kühlung ein.
^ , drei sind unser wert und jener
"scheren Zeit, da du, edler Alter,
^' bU>ch ungekeltert, aber schon feuriger
Nheine zuhingst, der dich mit auf-
Und erzog
<2 deiner heißen Berge Füße
mit grünlicher Woge kühlte.
3. Jetzt, da dein Rücken bald ein
Jahrhundert trägt,
Verdienest du es, daß mail den hohen Geist
In dir verstehen lern' uub Catos
Ernstere Tilgend von dir entglühe.
*
4. Ter Schule Lehrer kennet des Tiers
um ihn,
Kennt aller Pflanzen Seele. Ter Dichter
weiß
Soviel nicht; aber seiner Rose
Weibliche Seele, des Weines stärkre,
^v'nuschat.
Teuisches Lesebuch für Lehrerbildungsanstalten.
III. Teil.
Poesie.
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