Historisch-politische Geographie.
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und Mathematiker des Alterthums, dessen Leistungen, mit denen der
Grund zu einem astronomischen Lehrgebäude gelegt wurde, um so aner-
kennenswerther sind, als es ihm noch gänzlich an astronomischen Jn-
strumenten fehlte. Er verschaffte nicht blos der Vorstellung von der
Kugelgestalt der Erde allgemeinen Eingang, sondern theilte dieselbe auch
in 60 Abschnitte oder Zonen. Als vielgewanderter Reisender machte
er in seiner ìleqioóog rrjg yrjg viel Neues über Aegypten, Asien und
andere Länder bekannt. Die bewohnte Erde hielt er für eine vom Meere
umflossene Insel, halb so breit, als lang. Ein anderer Skylar,
Verfasser eines nsQlnlovg, bezeichnet ebenfalls einen Fortschritt in der
geographischen Kenntniss, indem er die Länder und Inseln des Mittel¬
ländischen Meeres nebst Scythien sehr richtig beschreibt.
Einen ungeheuren Anstoß zur Erweiterung der geogr. Kenntnisse
gaben die Heereszüge Alerander's d. Gr., da durch sie den Griechen
das Innere Asiens aufgeschlossen wurde. In dem Gefolge des Königs
waren viele Gelehrte, welche angewiesen waren, die Gegenden, welche
man durchzog, genau und allseitig zu untersuchen. Zwar sind die mei¬
sten derzeitigen Schriften verloren gegangen, allein ihr Inhalt war den
Zeitgenossen nicht unbekannt geblieben. Am wichtigsten sind die Schrif¬
ten des N e a r ch u s und O n e s i c r i t u s. Letzterer, von Alexander als
Gesandter zu den Gymnosophisten in Indien geschickt, durchforschte das
Innere von Asien und nennt zuerst die große Insel Taprobane (Ceylon).
Von seinen Schriften sind nur Bruchstücke vorhanden. Von Nearchus
siehe d. f. §. Nach dem Tode Alerander's bewirkten die Erobcrungs-
züge der Seleuciden und die weitverzweigten Handelsverbindungen der
Ptolemäer und ihre von weiter Ferne her besuchten Märkte von Alexan¬
dria eine ungeheure Erweiterung der Länder - und Völkerkunde. Hier¬
durch veranlasst, traten eine Menge geographischer Schriftsteller auf
(z. B. Demodamaö aus Milet, Tiwosthenes aus Rhodus,
Mega sthenes, Lycus Batheras), aber alle werden an Wichtigkeit
übertroffen von
Aristoteles. Dieser große Denker, welcher als Begründer der
mathematischen Geographie angesehen werden kann, war der Erste, wel¬
cher die Kugelform der Erde mathematisch, und zwar aus den Mond¬
finsternissen und aus den Gesetzen der Schwere, nachzuwcisen versuchte.
Er sagt nämlich : das Wasser nimmt immer die tiefste Stelle ein, mithin
müssen alle Theile des Meeres gleich tief stehen, also von einem Mittel¬
punkte gleich weit entfernt sein. Da diese Eigenschaft aber nur einer
Kugel zukommt, so müsse der Ocean und die ganze Erde Kugelgestalt
haben. Noch bestimmter zeigt Archimedes, dass in einer Flüssig¬
keit, die sich im Zustande der Ruhe befindet, kein Gleichgewicht vorhanden
sein könne, wenn sie nicht die Gestalt einer Kugel hat. Solche Beweise
brachten es dahin, dass nach jenen Zeiten kein Gebildeter mehr an der
Rundung der Erde zweifelte (z. B. Citerò, Plutarch re.). Nur die
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