Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen

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diesem Plane sollte der General Jourdan durch Franken, 
Moreau durch Schwaben, Napoleon Bonaparte von 
Italien aus in das Herz von Oesterreich dringen und dem Kai¬ 
ser die Friedensbedingungen unter den Mauern seiner Haupt¬ 
stadt vorschreiben. Den schwierigsten Posten hatte Bonaparte 
erhalten. Das Heer, welches er in Italien befehligen sollte, 
war in dem allerkläglichsten Zustande; und ihm stand ein 
großes kampsgeübtes Heer der Oesterreicher unter Beaulieu, 
und die Truppen mehrer verbündeten Fürsten Italiens gegen¬ 
über. Dennoch verlor Bonaparte den Muth nicht. Dieser 
junge Held, erst 26 Jahre alt, war am 15. August 1769 zu 
Ajaccio aus der Insel Corsica geboren, wo sein Vater Advocat 
war. Auf der französischen Kriegsschule zu Brienne lernte er 
die furchtbare Kunst, von welcher er schon bei der Belagerung 
von Toulon die glänzendsten Proben abgelegt hatte, und durch 
welche er sich seitdem von Stufe zu Stufe zur schwindelnden 
Höhe emporschwang. In Italien eröffnete er seine glänzende 
Laufbahn. Durch die unwiderstehliche Gewalt, die er über die 
Gemüther der Soldaten ausübte, durch glänzende Auszeich¬ 
nungen und Belohnungen, durch welche er ihren Ehrgeiz ent¬ 
flammte, kurz, durch jedes ihm zu Gebote stehende Mittel 
brachte er in kurzer Zeit Ordnung, Folgsamkeit und Begei¬ 
sterung in das zerrüttete Heer und erfocht mit demselben Sieg 
aus Sieg über seine in den Waffen ergrauten Gegner. Er¬ 
schrocken trennte sich zuerst der König von Sardinien vom 
österreichischen Bunde und bat um Waffenstillstand, den man 
ihm nur gegen große Opfer bewilligte. Unaufhaltsam rückte 
Bonaparte vorwärts. Bei Lodi hatte Beaulieu die über die 
Adda führende Brücke besetzt; eine große Menge Geschütze war 
am Eingänge derselben ausgesahren, der Uebergang schien un¬ 
möglich. Allein die sichtbare Gefahr schien nur den Muth des 
Führers und seines begeisterten Heeres zu erhöhen. Aus Bo- 
naparte's Befehl: „Vorwärts!" stürzten 3000 Grenadiere mit 
gefälltem Bayonnete, unter dem Siegesgeschrei: „Es lebe die 
Republick!" aus die Brücke; aber ein mörderisches Kartätschen- 
seuer streckte die anstürmenden reihenweise zu Boden. Schon 
wichen die Grenadiere bestürzt zurück; da stellten sich Berthier, 
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