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Moskau war der Scheiterhaufen der Macht und der Größe
Napoleons. Jene sechs verhängnißvollen Monate hatten über
300,000 Menschen und 150,000 Pferde gekostet. Im Jahre
1813 verbrannte man noch in Rußland über 200,000 er¬
starrte Leichen.
Die Besreiungskriege. — Das niedergebeugte Europa sah
in jenem grausigen Untergange das Strafgericht Gottes selbst
und erhob sich in kühner Begeisterung für die Wiedereroberung
der Freiheit. Preußen ging mit seinem Beispiele voran. Der
König schloß mit den Russen Frieden und Freundschaft und
ries von Breslau aus am 17. März 1813 sein Volk zu den
Waffen auf. Und freudig drängten sich Knaben und Jüng¬
linge, Männer und Greise, Arme und Reiche, das ganze Volk,
ohne Unterschied des Ranges und Standes, zum harten Dienste
des Krieges. Von Weib und Kind schied Jeder männlich ent¬
schlossen, Alles für Alles zu wagen, und die Alten, welche nicht
mitziehen konnten, waffneten und segneten ihre Söhne. Das
ganze Land erscholl vom Geräusche der Waffen; ein neuer Geist
beseelte Preußens Heer.
Napoleon kam unterdessen mit einem kneuen Heere aus
Frankreich heran, und am 2. Mai 1813 kam es bei Lützen,
in der Nähe von Großgörschen, zu einer mörderischen Schlacht,
die aber nichts entschied. Jedoch begannen die verbündeten
Ruffcn und Preußen den Ruckzug nach Bautzen hin, wo es
am 20 Mai, und noch Wurschen, wo es am 21. Mai zu
einem nicht minder hartnäckigen Kampfe kam, nach welchem
die Verbündeten ihren Rückzug nach Schlesien in bester Ord¬
nung sortsctztcn. Ocsierreich suchte jetzt den Frieden zu ver- „
Mitteln; als dieses aber nicht gelang, da erklärte auch der hoch¬
herzige Kaiser selbst seinem Schwiegersöhne den Krieg, um in
Vereinigung mit den andern Mächten die Leiden Europas zu
endigen. Sein Feldherr Schwarzenberg wurde Anführer des
Bundesheereß. Auch Bayern, selbst Schweden traten dem
Bunde bei, und der Kronprinz Bernadotte wurde der Ober¬
anführer der Nordarmee in Deutschland. Die Franzosen
wurden arü23. August bei Großbeeren, am 26. August an