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des Klumps aufgehört, theils, weil der Ertrag bei den steigeudeu Holzpreisen
zu geringe ist, theils, weil das Eisen zu viel Phosphor enthält und aus die¬
sem Grunde nur als Guß-, aber nicht als Stabeisen gebraucht werden kann.
Hie und da benutzt man das Erz als Baustein. Die Mauer von Ludwigslust
und die Bethlehemskirche in Kleinow sind aus Klump erbaut.
Das Eisen findet sich mit Thon und Sand vermischt in der Eisen¬
niere oder dem Adlerstein, einem nierenförmig gestalteten Thoneisen¬
stein, der aus mehreren in einander gefügten Schalen besteht und einen Kern
von eisenhaltigem, losem Sande hat.
An vielen Orten unsers Vaterlandes kommt auch Eisen mit dem Quell¬
wasser aus der Erde hervor. Die Eisenquellen bei Doberan und Goldberg
werden als Gesundbrunnen benutzt. Eine geringere Menge von Eisen enthal¬
ten viele Quellen bei Ludwigslust, Parchim, Waren, Stavenhagen, Neu-Kalen,
Neu-Brandenburg. Die eisenhaltigen Quellen sind leicht daran zu erkennen,
daß sie Gras und andere Gegenstände in ihrer Nähe mit einem braungelben
Schlamm überziehen, welcher Eisenocker heißt und als Farbe benutzt werden
kaun. In Kl. Nemerow bei Neu-Brandenburg sind viele Häuser damit an¬
gestrichen.
26. Die Feldsteine.
Überall auf unsern Äckern liegen größere und kleinere Steine umher,
welche im gewöhnlichen Leben „Feldsteine", in Büchern „Gerölle" oder
„Wanderblöcke" genannt zu werden psiegen. In einigen Gegenden sind sie
so zahlreich, daß es scheint, als wären die Felder damit besäet. Bei genaue¬
rer Betrachtung hat sich herausgestellt, daß die vorzugsweise steinreichen Ort¬
schaften zusammenhängende Streifen bilden, die sich in größerer oder geringerer
Ausdehnung durch unser Land verfolgen lassen. Der eine Geröllstreifen läuft
auf dem nördlichen Rande des Landrückens vom Klützer Ort über Sternberg,
Ankershagen, Feldberg bis an die Oder. Ein zweiter Zug geht am südlichen
Ende des Schweriner Sees vorbei über Frauenmark, Stuer, Fürstenberg in
die Ukermark hinein. Kürzere Streifen schließen sich den abgezweigten klei¬
nern Höhenzügen an. Zu ihnen gehören die Geröllstriche, welche sich von
Rothspalk über Hohen-Demzin auf den Hartberg und von Sternberg östlich
au Warin vorbei in die Gegend der Schlemminer Berge ziehen. Ähnliche
Lager hat man an den Marnitzer, Helpter, Diedrichshäger und an andern
Höhen gefunden. Im Verhältniß zu der ungeheuren Menge von Steinen in
den angegebenen Richtungen sind andere Gegenden des Landes nur sparsam
damit bedacht. Doch ist keine einzige so ärmlich ausgestattet, daß sie nicht
bis jetzt ihren Bedarf ohne besondere Schwierigkeiten hätte herbeischaffen
können.
Die Feldsteine sind für unser Land von unberechenbarem Nutzen ge¬
wesen. Denn da wir keine Gebirge haben, aus denen Steine gebrochen wer¬
den können , womit hätten wir Straßen pflastern und Wege chaussiren, wor¬
aus Fundamente ausführen sollen, welche für große und stattliche Häuser
nothwendig sind , wenn nicht die Feldsteine überall das Material geliefert
hätten? Wir wären gezwungen gewesen, kleine Häuser aus Holz und Lehm
und Busch zu erbauen, die Straßen mit Stroh und Brettern zu bedecken und
die Wege als unergründliche Moräste liegen zu lassen, wie die alten Wenden
es machten, weil sie es nicht verstanden, die Feldsteine zum Bauen zu be¬
nutzen. Seit der Zeit, da die Deutschen hier festen Fuß faßten, wurden die
Feldsteine zum Bauen verwandt. Welche Massen mögen in den 600 Jahren
verbraucht sein! Kirchen und Thürme sind aus Feldsteinen erbaut, Mauern
um Kirchhöfe, Äcker, Dörfer und Städte von Feldsteinen aufgerichtet, Straßen