Becker. Odypeus erzählt den Phäaken seine Abenteuer.
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Stadt ihn und sein Haus verschonten. Mit großem Bedachte versorgte
ich mich mit dem süßen, herzbezwingenden Trank; denn es ahnte mir,
ich würde auf unbändige Menschen stoßen, nicht zu bezwingen durch
Recht noch durch Rede.
Als wir angekommen waren, verbarg ich mein Schiff vorsichtig in
einer heimlichen Bucht und trat mit meinen Gefährten und meinem
Weinschlauche an das Land. Nicht fern erblickte ich eine gewaltige
Felsenhöhle, rings umbaut mit einem Walle von großen Steinen und
beschattet von einer Reihe hochstämmiger Fichten und Eichen. Das
war die Wohnung des fürchterlichsten unter den Riesen, wo er nachts
mit allen seinen Ziegen und Schafen hausete; denn Herden zu weiden
war seine einzige Beschäftigung. Er war ein Sohn Poseidons, und
Polyphemus sein Name. Auf der Stirn hatte er wie alle Cyklopen
ein einziges, aber entsetzliches Auge, und in seinen Armen lag eine
Kraft Felsen wegzuwälzen und Granitblöcke wie Kiesel durch die Luft
zu schleudern. Einsam zog er auf den Bergen umher, und keiner der
andern Cyklopen hatte Umgang mit ihm; denn er war roh und sann
nur auf Verderben und boshaften Frevel. Ich Unglücklicher, das nicht
vorher zu wissen! Ich ging mit zwölf der tapfersten Genossen auf die
offene Höhle zu, die wir sogleich betraten. Wir fanden ihn nicht
darinnen, denn noch war die Sonne nicht untergegangen, und er weidete
in der Ferne noch seine Herden. Wunderbar erschien uns der An¬
blick der Ställe umher, die voll von Lämmerchen und jungen Ziegen
waren, jede Gattung besonders eingesperrt. Da standen Körbe und
Kübel mit Käse und Milch, auch Molken in großen Gefäßen und Eimer
zum Melken. Meine Begleiter hatten große Lust ein paar Körbe mit
Käse aufzuladen, eine Partie Lämmer und Zicklein vor sich hinzutreiben
und so auf dem Schiffe schnell wieder zu entfliehen, ehe der grause
Höhlenkönig nach Hause käme. Aber das verbot ich, denn ich war
allzu begierig den Mann kennen zu lernen und hoffte wohl im guten
ein Gastgeschenk von ihm zu bekommen, wie es unter gastfreien Men¬
schen Sitte ist. Aber wie hatte ich mich geirrt!
Wir setzten uns nieder in der Höhle, zündeten ein Feuer an zum
Opfer und aßen zum Zeitvertreib ein paar Käse, bis der Cyklop zurück¬
kommen würde. Erst am Abend erschien er mit seiner ganzen Herde
vor dem Eingänge; wir traten erschrocken bei Seite, und er sah uns
nicht gleich. Auf seiner Schulter trug er eine gewaltige Last gespal¬
tenen Holzes, das er sich mitgebracht hatte, um das Abendessen zu be¬
reiten. Mit lautem Getöse stürzte er die ganze Ladung auf den Boden
nieder. Da krachte der Felsen, und wir flohen aus Furcht in den
innersten Winkel der Höhle. Dann trieb er die Ziegen und Schafe
herein, und nun verrammelte er den Eingang mit einem Felsstück, das
zweiundzwanzig vierrädrige Wagen nicht von der Stelle gezogen
haben würden. Jetzt waren wir gefangen und in der Gewalt des Un¬
geheuers. Noch sahen wir ihm unbemerkt ein Weilchen zu, wie er sich
gemächlich auf die Erde setzte und ein Tier nach dem andern heranzog,
um es zu melken, wie er dann die Milch in die dichtgeflochtenen Körbe