Südeuropa. 79
feite herrscht infolge davon, daß die von Rußland kommenden kalten Winde nnge-
hindert bis an das Gebirge heranstreichen können, noch strenge Winterkälte;
die Hauptbeschäftigung der Bewohner ist daher Getreidebau, während im Maritza-
tal Mais, Trauben und Nofenbäume üppig gedeihen. Im ganzen hat die Balkan-
Halbinsel infolge ihrer großen Entfernung vom Atlantischen Meere heißere
Sommer und kältere Winter als das übrige Südeuropa; die Orange und
Zitrone überschreiten nicht die Linie vom Korinthischen Isthmus nach Dalmatien.
Staaten, a) Das Königreich Bulgarien. Die Hochfläche am Nordfuß
des Balkans, die langsam in das Donautiefland übergeht, ist infolge der reichen
Bewässerung sehr fruchtbar und liefert namentlich viel Getreide. Im Maritza-
becken füdlich des Balkans finden sich außer Getreidefeldern, Obst- und Wein-
gärten große Rosenfelder. — Durch den Bukarester Frieden (1913) erhielt
Bulgarien noch den Küstenstrich zwischen Enos und der Mündung des Mesta
und einen großen Teil von Thrazien. — Die Bewohner, welche wie die Serben
slavisch sprechen, sind ein echtes Bauernvolk mit stark ausgeprägtem vaterländischem
Sinn, dabei nüchtern und arbeitsam; sie zeigen auch großes Geschick im Teppich-
weben und verstehen sich sehr gut auf die Bereitung von Rosenöl.
Die Hauptstadt des Königreichs ist Sofia, 70000 Einw. An der Maritza
liegt Philippopel; am Schipkapasse Kasanlik mit seinen Rosenfeldern.
Warna am Schwarzen Meer ist der Haupthafen Bulgariens.
Im Weltkriege schloß sich Bulgarien den Mittelmächten an und errang glänzende
Erfolge. Es hält alles von Bulgaren bewohnte Land besetzt.
h) Die europäische Türkei. Der jetzige Besitz der europäischen Türkei beschränkt
sich nur auf das Gebiet östlich der Liuie vom Golf von Enos, in den die Maritza
mündet, bis Midia am Schwarzen Meer. Er ist also nur mehr ein Schutzgebiet
für die Hauptstadt uud die bedeutungsvolle Meeresstraßen. Seine bedeutendste Siede-
luug ist Konstantinopel (türkisch Stambul), die Haupt- und Residenzstadt des türkischen
Reiches und die größte Stadt Südeuropas, auf einer hügeligen Landzunge am Bosporus
äußerst malerisch gelegen, über 1 Mill. Einw. Auch als Handelsplatz hat Konstantinopel
infolge seiner Lage an der Grenze zweier Erdteile und an der Verbindung zweier
Meere große Bedeutung. Zudem bildet ein tiefer Meereseinschnitt, das Goldene
Horn, einen der besten Häfen der Welt. — Am Hellespont Gallipoli, Hafen und
Hauptstation der Kriegsflotte. Auf der Halbinsel Gallipoli und an der Darda-
nellenstraße spielten sich während des Weltkrieges große Kämpfe zu Wasser und
zu Lande ab, die aber mit einer vollen Niederlage der englischen und französischen
Streitkräfte endeten. — An der Maritza Adrianopel, 80000 Einw.; hier schneidet
sich die Straße von Konstantinopel nach Belgrad mit (1913) jener vom Balkan nach
der Maritzamündnng. — Im Weltkriege hält die Türkei zu den Mittelmächten und
verteidigt mit großer Zähigkeit ihren Besitz.
>>. Das Königreich Griechenland.
Bor dem Balkankriege 1912/13 unterschied man folgende Teile:
a) Nordgriechenland. In der Mitte von Nordgriechenland verläuft der
Pindns, eine Fortsetzung der an den Schar Dagh ansetzenden Kämme; von ihm
ziehen parallele Gebirgszüge nach Westen und Osten. Der Westen,