29. Ostfriesland. 30. Das Großherzogtum Oldenburg.
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weiß blühende Buchweizen gebaut, aus welchem Mehl und Grütze bereitet
wird. Auch Kartoffeln werden reichlich gepflanzt, und hie und da baut man
Flachs und Hanf.
Fast überall werden große Herden von Heideschafen oder Schnullen
gehalten. Sie nähren sich von dem Grase der Heide und werden selbst im
Winter ins Freie getrieben, um ihre Nahrung aus dem Schnee zu scharren.
Der Pelz der Schnullen ist mehr haarig als wollig.
Neben der Schafzucht wird besonders Bienenzucht getrieben. Der
Honig wird nur zum kleineren Teil von den Heidebewohnern selber verbraucht,
meist geht er nach Braunschweig, Hamburg und Bremen.
29. Ostfriesland.
Osts ries land hat dreierlei Boden: Im Innern ist Hochmoor; dieses
ist im Osten, Süden und Westen von Sand umgeben, und an der Küste liegt
Marschland. Man nennt den Moorboden Hochmoor, weil er gewöhnlich höher
ist als der umliegende feste Boden- Zwar ist eine solche Landschaft einförmig
und öde, dennoch aber sind diese Moore ein wohlthätiges Geschenk Gottes für
ein Land, das kein Holz besitzt. Sie liefern ihm das nötige Brennmaterial-
Ist aber der Torf davon abgestochen, so gewinnt man einen Boden, der zum
Anbau recht tauglich ist. Wo wächst der Buchweizen schöner als auf dem
Hochmoore! Auch Roggen, Hafer und Kartoffeln gedeihen und lohnen oft die
Mühe nicht kärglich. Freilich ist diese Benutzung nur zeitweise. Der Anbauer
muß sein Feld, nachdem er es 6—8 Jahre bebaut hat, 20—30 Jahre ruhen
lassen, während welcher Zeit er sich ein neues sucht. Hierzu ist aber auch
Raum genug. Es fehlt weniger an Feld, als an Menschen zum Anbau
desselben.
Der Hauptfluß Ostfrieslands ist die schon genannte Ems. Sie kommt
vom Teutoburger Walde und mündet bei Emden in den Dollart, einen
Meerbusen, der im 13. Jahrhundert durch den Untergang eines stark be¬
völkerten Landstriches mit etwa 50 Ortschaften entstanden ist.
Die Feuchtigkeit der Luft hat dem Lande herrlich grünende Wiesen ge¬
geben ; daher eignet es sich vorzüglich zur Rindviehzucht. Die Einwohner er¬
freuen sich einer guten Gesundheit, da die Seewinde die Luft reinigen-
30. Das Großherzogtum Oldenburg.
Dasselbe besteht aus drei Teilen, welche sehr zerstreut liegen.
Das Hauptland zieht sich an dem Ausfluffe der Weser und am Jade¬
busen hin und ist von Hannover und der Nordsee umschlossen. Die
Hauptstadt heißt auch Oldenburg. Die Beschaffenheit des Landes ist
wie bei den angrenzenden Ländern. Am Meere sind die fruchtbaren
Marschen; weiter landeinwärts erhebt sich das sandige Geestland, und
dazwischen sind Streifen von Moorland. Die Bauernhöfe liegen wie
in Westfalen meist einsam. Hecken und Erdwälle umgeben sie.