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Die neue Zeit.
dem unterbrochenen Dammweg über den See. Und dennoch führte Cortez das
mühevolle Unternehmen glorreich zum Ziel. Innerhalb 2 Jahren eroberte er
das Land, erstürmte die von dem neuen König Guatemozin heldenmüthig
vertheidigte Hauptstadt und machte dem gräuelvollen Götzendienst des Huitzi-
lopochtli, dem jährlich Tausende von Menschen als Opfer geschlachtet wur¬
den, ein Ende; aber an der Begründung neuer geordneter Zustände wurde er
von der mißtrauischen Regierung verhindert. Er ward abberufen und starb ver¬
gessen in Spanien im I. 1547. — Mit noch geringern Hülfsmitteln, als
1529— Cortez besessen, bewerkstelligten Pizarro und Almagro, Männer von großem
1533- Ktiegsmuth und Unternehmungsgeist, aber ohne Bildung und von Eigennutz
und rohen Leidenschaften getrieben, die Eroberung des Goldlandes Peru. Die
von dem reichen Königsgeschlecht der Ankas beherrschten Peruaner waren
eine gebildete Nation von mildem Charakter und ohne den gräuelvollen Götzen¬
dienst der Mericaner, aber auch ohne deren kriegerische Tugend. Ein Thronstreit
in dem Regentenhaus erleichterte den Spaniern die Eroberung des Landes.
Nachdem der grausame Pizarro sich des Königs verrätherisch bemächtigt und
trotz seiner Zusage, ihn gegen eine ungeheure Masse Goldes in Freiheit zu
setzen, hatte hinrichten lassen, unterwarf er das schöne, an Goldminen reiche
Land und legte die neue Hauptstadt Lima an. Bald entzweiten sich Franz
1835. Pizarro und seine Brüder mit A l m a g r o, der mittlerweile Chile entdeckt
hatte, und kehrten ihre Waffen wider einander. Almagro wurde besiegt und
lg40 enthauptet, aber sein Sohn rächte des Vaters Tod, indem er mit einer Schaar
Verschworener Franz Pizarro unerwartet überfiel und tödtete. Allein auch die¬
ser starb im nächsten Jahr durch das Richtschwert, als er sich widerrechtlicher
Weise der Statthalterwürde bemächtigen wollte. Durch die wilde Wuth der
Entdecker kam das Land an den Rand des Untergangs. Da schickte Kaiser
Karl V. einen weisen, besonnenen Priester, Pedro de la Gasea, als Statt-
1548. Halter nach Peru; dieser besiegte die aufrührerischen Schaaren, ließ den letzten
Pizarro am Galgen sterben und ordnete dann den Staat aufs Neue.
§. 312. So sehr man den Heldenmuth und Unternehmungsgeist bewundern
muß, den die Europäer bei Eroberung der neuen Welt beurkundeten, so sehr wird
man die Härte und Gewinnsucht beklagen, die sie zu der grausamsten Mißhandlung
der Eingebornen trieb. Was dem Schwert, den verheerenden Wirkungen des Schie߬
pulvers und den vermehrten Krankheiten entrann, wurde durch anstrengende Arbeiten
unbarmherzig aufgerieben. Die Indianer mußten die Pflanzungen bestellen, welche
die Eroberer in ihrem Eigenthum gründeten; sie mußten die Golv- und Silbermi-
nen graben, die in ihrem Lande angelegt wurder^und Lasten tragen, denen ihr
schwacher Körper nicht gewachsen war. Umsonst predigten wohlmeinende Priester,
die als Missionare den Wilden das Christcnthum beizubringen suchten, Milde
und Menschlichkeit — der Eigennutz verstockte die Herzen der Europäer und machte
sie taub gegen die Lehren des Evangeliums; und als endlich der edle Priester Las
EasaS die stärkern afrikanischen Neger zu den anstrengenden Arbeiten der Pflan¬
zer empfahl, um das Loos der Indianer zu erleichtern, so gab dies Veranlassung
zu dem grausamen S clavenhandel, der eine Plage für die schwarze Bevölke¬
rung wurde, ohne jedoch den allmählichen Untergang der kupferfarbigen Race zu
hindern. — Die Entdeckung der neuen Welt und die Einführung amerikanischer Er¬
zeugnisse war für die europäischen Sitten und Lebensweise von den größten Folgen.
Sind nicht die Kolonialwaaren, Kaffee, Zucker, Tabak u. dergl., die seitdem
herrschend wurden, ein unentbehrliches Bedürfniß? Bilden nicht die Kartoffeln,
die uns von dort zukamen, den wichtigsten Nahrungsstoff des V o lk es? Welchen
Einfluß hat nicht die Vermehrung der edeln Metalle, die Peru's und