fullscreen: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

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Die franz. Revolution (Nationalconvent). 
Frankreich. Hier lebte ein zufriedenes Volk in ländlicher Stille und in der 
Einfalt alter Zeit. Die Bauern und Pächter hatten Anhänglichkeit an ihre 
Gutsherrn, sie liebten den König und hingen mit Verehrung an der Geistlich¬ 
keit und den kirchlichen Gebräuchen, die ihnen von Jugend auf theuer und 
heilig gewesen. Als nun die Nationalversammlung ihre unbeeidigten Priester 
vertrieb und morden ließ, als der König auf der Guillotine blutete, als die 
Bauernsöhne durch daS allgemeine Aufgebot in die Armee ein berufen 
wurden, da erhob sich das zornige Volk zum Widerstand und zum Bürgerkrieg. 
Unter kühnen Führern von geringem Stande, wie Charette, Stofflet, 
Cathelineau, denen sich einige Evelleute wie Laroche-Ja que lein, 
d'Elbee u. A- zugesellten, schlugen sie anfangs die republikanischen Heere 
zurück, eroberten Saumür und bedrohten Nantes. Da schickte der Convent 
die Rev olutionsarmee unter Weste rm an n und den rasenden Jakobinern 
Ronsin und Rossignol nach der Vendee ab. Diese fielen wie reißende 
Thiere über die Bewohner her, steckten Städte, Dörfer, Meierhöse und Gehölze 
in Brand und suchten durch Schrecken und Gräuel den Widerstand der „Roya¬ 
listen" zu brechen. Aber der Muth des Vendeer Landvolks blieb ungebeugt. 
Erst als der General Kleber mit den nach der Uebergabe von Mainz in die 
Heimath zurückgekehrten tapfern Truppen gegen die Vendee zog, erlag das un¬ 
glückliche Volk allmählich den Streichen seiner Gegner, nachdem daS Land zur 
Wüste geworden und Tausende der Bewohner den vaterländischen Boden mit 
ihrem Blute getränkt. Beruhigt wurde jedoch die Vendee erst, als der eben so 
tapfere als menschenfreundliche Hoche an die Spitze des Heeres trat und den 
Einen, die des Kampfes müde waren, Frieden bot, die Widerstrebenden aber 
zur Unterwerfung brachte. Stofflet und Charette wurden zu Kriegsge¬ 
fangenen gemacht und erschossen. 
§. 490. Sturz der Dantoniften. Die Wuth und Grausamkeit der 
Jakobiner empörte zuletzt die Häupter der Cordeliers, Danton und Ca- 
mille Desmoulins. Der erstere,mehr genußsüchtig als leidenschaftlich und 
gemüthlicher Regungen fähig, war des Mordens müde und begab sich auf ei¬ 
nige Monate aussLand, um mit einer jungen Gattin das Glück und den Reich¬ 
thum zu genießen, die ihm die Revolution verschafft; Camille DeSmou- 
lins aber wendete in seinem vielgelesenen Blatte, „der alte Cordelier" die 
Stellen, worin der römische Geschichtschreiber Tacitus die Tyrannei und 
Grausamkeit des Tiberius schildert, so treffend aus seine Zeit an, daß die 
Beziehungen auf die drei Häupter des Wohlfahrtsausschusses und ihre Gesetze 
gegen die Verdächtigen nicht zu verkennen waren. Dies setzte die Jakobiner in 
Wuth und da um dieselbe Zeit mehrere Freunde und Anhänger Danton's 
(Fabre d'Eglantine, Cha bot u. A.) sich bei Aufhebung der ostindischen 
Compagnie Betrügerei und Bestechlichkeit zu Schulden kommen ließen, und 
Andere durch ihr kirchenschänderisches Treiben Anstoß gaben, so benutzte der 
Wohlfahrtsausschuß die Gelegenheit, um Danton's ganze Partei zu verderben. 
Seitdem nämlich der Convent den Kalender und die Benennung der Monate 
geändert, den Anfang des Jahrs aus den 22. September verlegt, Sonn - und 
Feiertage abgeschafft und dafür die Dekaden und San seit lottenfeste 
eingeführt hatte, gaben mehrere Dantoniften, wie Hebert, Chaumette, 
Momoro, Cloots u. A. in ihrer Wuth gegen Christenthum und Priester¬ 
schaft viel Aergerniß. Sie entweihten und plünderten die Kirchen, trieben mit 
den Meßgewändern und kirchlichen Geräthschaften, die sie in gotteslästerlichen 
Aufzügen durch die Straßen führten, ihren Spott, rafften mit vandalischer 
Wuth gegen alle Denkmale des Christenthums und setzten endlich im Convent 
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