Full text: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

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Die heilige Allianz und die Parteistellung. 
geraubten Schätze der Kunst und Wissenschaft den frühem Eigenthümern zu¬ 
rückerstatten, 700 Millionen Franken Kriegsentschädigung zahlen und in 17 
Grenzfestungen ein Bundesheer von 150,000 Mann unterhalten mußte. Drei 
Jahre lang blieben diese Besatzungstruppen in den französischen Festungen. 
*) Labedoystre und Ney wurden von dem PairShof zum Tode verurtheilt und er¬ 
schossen. Die Hinrichtung des ruhmgekrönten Marschalls von der Moskwa, der bei seiner 
Erschießung mit militärischem Geiste selbst commandirte, galt für eine Verletzung der mit 
Wellington abgeschlossenen Uebereinkunft und zog dem Pairshof große Schmach zu. Auch 
Lavalette, der als Director der Posten für Napoleons Wiedereinsetzung gewirkt, wurde zum 
Tode verdammt, aber durch seine treue Gattin aus dem Kerker gerettet. Unter den Verbann¬ 
ten befanden sich alle Glieder der Napoleonischen Familie; die Feldherren und Staatsmän¬ 
ner, die sich während der hunderttägigen Regierung an Napoleon angeschlossen, wie Soult, 
Maret, Thibaudeau, Mouton n. A. und endlich alle „Königs mörder", d. h. die Con¬ 
ventsglieder, die für Ludwigs XVI. Tod gestimmt; in dieser Zahl war auch Fou ch s begrif¬ 
fen, der daher genöthigt wurde, das ihm von den Bourbonen anfangs gelassene Amt eines 
Polizeiministers niederzulegen und sich ins Ausland zu begeben. Dasselbe thaten auch Car¬ 
not, SieyeS, Cambacöresu. A. Die meisten nahmen ihren Wohnsitz in Brüssel. 
Fouchv begab sich anfangs nach Dresden und beschloß dann sein ereignißvolles Leben zu 
Triest am 25. Dec. 1820. Carnot starb zu Magdeburg am 3. August 1823. 
E. Vre Öatker und Staaten Europa's von Stiftung der 
heiligen Allianz bis zur Gegenwart. 
1. Der heilige Lund und die partcistcUung. 
tz. 539. Durch die Revolution und Napoleons Militärherrschaft waren 
die höchsten Schichten der Gesellschaft, die im gewöhnlichen Lauf der Dinge 
von den Wechselfällen des Lebens wenig betroffen werden, durch harte Schick¬ 
salsschläge heimgesucht worden. Eine tiefere Betrachtung der Revolutionsbe¬ 
wegung deutete auf das Walten einer höhern Macht hin, die jedes frevelhafte 
Trachten, jedes vermessene Selbstvertrauen zu Falle bringt. Religiöses Gefühl 
kehrte in die Herzen der Menschen zurück und bewirkte, daß in den höhern 
Kreisen Frömmigkeit und christlicher Glaube die Oberhand erlangten. Durch¬ 
drungen von diesem Gefühle schloffen die drei verbündeten Monarchen Alexan¬ 
der von Rußland, Franz von Oestreich und Friedrich Wilhelm III. von 
Preußen, vor ihrem Abgänge von Paris den heiligen Bund, dem bann25-@5’ 
alle europäischen Mächte, mit Ausnahme des Papstes und des Königs von 181°' 
England, beitraten. In diesem ohne Rücksicht auf Confessionsunterschiede ge¬ 
schlossenen heiligen Bunde gelobten die drei Herrscher, „gemäß den Worten der 
heiligen Schrift, die allen Menschen befiehlt sich als Brüder zu lieben, durch 
die Bande der wahren und unauflöslichen Bruderliebe verbunden zn bleiben, 
sich stets Beistand und Hülfe zu leisten; ihre Unterthanen als Familienväter 
zu beherrschen; die Religion, den Frieden und die Gerechtigkeit aufrecht zu er¬ 
halten/' Dieser in der Idee schöne Bund wurde bald das Werkzeug einer frei- 
heitgesährdenden Staatskunst, die vermittelst der Religion das unumschränkte 
Fürstenrecht unb die Allgewalt der Regierung zu heben und die Lehre von der 
Bolkssouveränetät und die daraus beruhenden demokratischen und konstitutio¬ 
nellen Verfassungen zu unterdrücken suchte. Und indem somit die heilige Allianz 
sich des Christenthums zur Begründung reaetionärer Maßregeln bediente, zog 
sie dem ganzen Werke den Vorwurf der Heuchelei und den Haß der Völker zu.
	        
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