Full text: Die Weltgeschichte in übersichtlicher Darstellung

24 
Geschichte der alten Welt. 
halten und seine Macht durch Bekämpfung und Vertilgung des Bösen in der 
Außenwelt wie in der eigenen Brust zu schwächen. 
§. 26. Lange standen die M ed er unter der Botmäßigkeit fremder Völker, 
bis sie endlich sich ermannten und als tapfere Männer ihre Freiheit erkämpften. 
Aber bald gelang es einigen kriegerischen Königen, die neuerworbene Freiheit 
des Volks wieder zu unterdrücken und eine unbeschränkte Militärherrschaft zu 
begründen. Zugleich unterwarfen sie andere benachbarte Völker, darunter die 
stammverwandten Perser, welche seit Jahrhunderten in dem schönen „Ro߬ 
lande" Farsistan in altväterlicher einfacher Weise ihre Heerden weideten und 
ihren Jagden und Fehden nachgingen. Doch war ihre Herrschaft von kurzer 
Astyages Dauer. Astpäges, der letzte Mederkönig, meldet die persische Sage, hatte ein 
c-575- Traumgesicht, welches seine Wahrsager dahin auslegten, daß der Sohn seiner 
Tochter einst über Medien und Vorderasien herrschen würde. Als nun seine Tochter, 
die mit einem kleinen Fürsten der unterworfenen Perser vermählt war, einen 
Sohn Namens Cyrus (Kyros) zur Welt brachte, gab Astyages den Befehl, 
ihn im Dunkel eines entlegenen Waldes zu tödten, damit nicht die Perser die 
Herrschaft über die Meder erlangten. Allein durch das Mitleid eines Hirten, 
dem die Ermordung übertragen worden war. entging Cyrus dem ihm zuge¬ 
dachten Schicksale. Er wurde als der Sohn des Hirten erzogen, gab aber schon 
als Knabe bei einem Spiel die inwohnende Herrschernatur kund, was Veran¬ 
lassung ward, daß er vor den König gebracht und erkannt wurde. Astyages, 
durch die Wahrsager beruhigt, ließ Cyrus nunmehr seinem Stande gemäß erzie¬ 
hen und schickte ihn in reifem Jahren den Eltern nach Persien zurück. Hier 
erwachte in seiner Seele der Gedanke, das tapfere, aber unterjochte Volk von 
der medischen Knechtschaft zu befreien und mit demselben auf Sieg und Erobe¬ 
rung auszuziehen. Sein mächtiger Geist und sein gebieterisches Wesen riß die 
Perser zur Bewunderung und Folgsamkeit hin. Er zog gegen die Meder zu 
Felde; Astyages, verrathen und besiegt, überließ den Thron seinem glücklichen 
Enkel, der nunmehr der Gründer eines Weltreichs wurde, das fast alle gebil- 
®J™J deten Länder Asiens umfaßte. 
§. 27. Um diese Zeit herrschte in Sardes, der Hauptstadt von Ly- 
Cyrus u.dien, der König Krösus, der so große Reichthümer besaß, daß sein Name 
Kro,us. spxichn)E)rtlich geworden ist. Er war ein Freund und Bundesgenosse des Astya¬ 
ges, darum gerieth Cyrus bald mit ihm in Krieg. Getäuscht durch einen zwei¬ 
deutigen Orakelspruch, setzte Krösus über den Grenzfluß Halys, um die Per¬ 
ser anzugreifen, erlitt aber eine Niederlage und mußte sich in eiliger Flucht nach 
seiner Hauptstadt zurückziehen. CyruS folgte ihm, eroberte Sardes und gab 
Befehl, den gefangenen König in den Flammen sterben zu lassen. Schon saß 
346. Krösus gefesselt auf dem Scheiterhaufen, als ihn die Erinnerung an den athe¬ 
nischen Weisen Solon von dem Untergang rettete. Dieser war einst nach Sar¬ 
des gekommen und von dem König gastlich empfangen worden. Im stolzen 
Gefühl seines Glücks ließ ihn Krösus durch seine Schatzkammern führen und 
ihm alle seine Reichthümer zeigen. Darauf fragte er ihn, wen er für den glück¬ 
lichsten Sterblichen halte, in der festen Ueberzeugung, Solon werde ihn nennen. 
Aber dieser nannte zuerst den Athener Tellus, der bei ausreichendem Vermögen 
schöne und wohlgerathene Söhne und Enkel gehabt, im siegreichen Kampfe 
wider die Feinde seines Vaterlandes gefallen und von seinen Mitbürgern an 
der Stätte, wo er den Tod gesunden, begraben worden sei. Weiter befragt 
nannte er an zweiter Stelle zwei Jünglinge, Kleobis und Biton, Söhne einer 
Priesterin in Argos, und erzählte: Einst hätte die Mutter zu einem Opfer in 
den Tempel fahren müssen und als die Zugstiere ausblieben, hätten sich die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.