Full text: Lehr- und Lesebuch für städtische und gewerbliche Fortbildungsschulen

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154. Hurra, Germania! 
GJuli 1870.) 
1. Hurra, du stolzes, schönes Weib, 
hurra, Germania! 
Wie kühn mit vorgebeugtem Leib 
am Rheine stehst du dal 
Im vollen Brand der Juliglut, 
wie ziehst du rasch dein Schwert! 
Wie trittst du zornig frohgemut 
zum Schutz vor deinen Herd! 
Hurra, hurra, hurra! 
Hurra, Germania! 
2. Du dachtest nicht an Kampf und Streit; 
in Fried' und Freud' und Ruh' 
auf deinen Feldern, weit und breit, 
die Ernte schnittest du 
Bei Sichelklang im Ährenkranz 
die Garben fuhrst du ein; 
da plötzlich, horch, ein andrer Tanz, 
das Kriegshorn überm Rhein! 
Hurra, hurra, hurral 
Hurra, Germania! 
3. Dg warfst die Sichel du ins Korn, 
den Ährenkranz dazu, 
da fuhrst du auf in hellem Zorn, 
tief atmend auf im Nu; 
schlugst jauchzend in die Hände dann: 
Willst du's, h mag es sein! 
Auf! meine Kinder! alle Mann! 
Zum Rhein! zum Rhein! zum Rhein! 
Hurra, hurra, hurra! 
Hurra, Germania! 
4. Da rauscht das Haff, da rauscht der 
da rauscht das deutsche Meer; Belt, 
da rückt die Oder dreist ins Feld, 
die Elbe greift zur Wehr. 
Neckar und Weser stürmen an, 
fogar die Flut des Mains 
Vergessen ist der alte Span: 
das deutsche Volk ist eins! 
Hurra, hurra, hurra! 
Hurra, Germania! 
5. Schwaben und Preußen Hand in Hand, 
der Nord, der Süd ein Heer! 
Was ist des Deutschen Vaterland, — 
wir fragen's heut' nicht mehr! 
Ein Geist, ein Arm, ein einz'ger Leib, 
ein Wille sind wir heut'! 
Hurra, Germania, stolzes Weib! 
Hurra, du große Zeit! 
Hurra, hurra, hurra! 
Hurra, Germania! 
6. Mag kommen nun, was kommen mag: 
fest steht Germania! 
Dies ist All-⸗Deutschlands Ehrentag: 
nun weh dir, Gallia! 
Weh, daß ein Räuber dir das Schwert 
frech in die Hand gedrückt! 
Fluch ihm, und nun für Heim und Herd 
das deutsche Schwert gezuͤckt! 
Hurra, hurra, hurra! 
Hurra, Germania! 
Z. Für Heim und Herd, für Weib und Kind, 
für jedes teure Gut, 
dem wir bestellt zu Hütern sind 
vor fremdem Frebelmut! 
Für deutsches Recht, für deutsches Wort, 
für deutsche Sitt' und Art — 
für jeden heil'gen, deutschen Hort, 
hurra, zur Kriegesfahrt! 
Hurra, hurta, hurra! 
Hurra, Germania! 
8. Auf, Deutschland, auf, und Gottmitdir! 
Ins Feld! Der Würfel klirrt! 
Wohl schnürt's die Brust uns, denken wir 
des Bluts, das fließen wird! 
Dennoch das Auge kühn empor! 
Denn siegen wirst du ja: 
groß, herrlich, frei, wie nie zuvor! 
Hurra, Germania! 
Hurra, Victoria! 
Hurra, Germania! Freiligrath. 
155. Der deutsch-französische Krieg 1870 71. 
Als 1852 Napoleon III. sich zum Kaiser gemacht hatte, da 
erwachte in den Frauzosen die Hoffnung, der Neffe werde vollbringen, 
was der Onkel nicht vollbracht hatte; er werde „Rache für Waterldo“ 
nehmen, d. h. Deutschland berauben und demütigen. Darum eben kam 
ihm im Jahre 1866 der Krieg zwischen Preußen und Osterreich ge— 
legen. Er hoffte, daß das kleine Preußen dem mächtigen Osterreich 
unterliegen oder wenigstens so geschwächt werden würde, daß er seine 
Forderungen durchsetzen könne. Aber die Schlacht bei Sadowa ver—
	        
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