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Konrad II. 1024—1039. § 125—128.
Kampf zum Frieden kam. Damals fügte sich Ernst von Schwaben, wiewohl
mit unwilligem Herzen.
§ 126. Der König konnte schon nach zwei Jahren seine erste Nomfahrt
antrcten 1026. Der ehrgeizige und mächtige Erzbischof Aribert von Mai¬
land, der nach einem von Rom unabhängigen Patriarchat strebte und d'eshalb
der Freundschaft Konrads bedurfte, empfing ihn ehrfurchtsvoll, geleitete ihn durch
Italien, das fast ohne Kampf und Murren den Herrscher anerkannte, nach
Rom, wo er die Kaiserkrone empfing. Hier traf er auch mit dem Könige von
Burgund und mit Knud dem Großen von Dänemark zusammen. Mit Beiden
schloß er aufs Neue Freundschaft, und verlobte seinen Sohn Heinrich mit Knud's
Tochter Gunhilde. Nur Süditalien gelang es ihm nicht zu unterwerfen. Hier
hatten bereits, zwischen den Griechen und Sarazenen, die Normannen (§ 122.)
sich Land und Burgen gewonnen, und Konrad bestätigte, gegen Anerkennung
seiner Lehnshoheit, diese neuen Ankömmlinge in ihrem Besitz, nicht ahnend,
welch einen gefährlichen Feind er damit groß zog. — Dann kehrte er in die
Heimath zurück, wo bald das Verhältniß zu seinem Stiefsohne Ernst von
Schwaben ihn aufs neue beschäftigte.^/
§ 127. Dieser hatte, um Burgunds willen, das er nicht vergessen konnte,
einen neuen Aufstand versuchen wollen, und hatte deshalb seine Vasallen nach
Ulm berufen. Diese aber erklärten ihm: sie seien zwar ihm, als ihrem Lehns¬
herrn, in allen Stücken zur Treue verpflichtet, nur nicht gegen den König, der
ihrer Aller oberster Lehnsherr und Beschützer ihrer Freiheit sei. So war hier
sein Plan gescheitert, der Vater setzte ihn nach Giebichenstein an der Saale
gefangen. Der Fürbitte seiner Mutter Gisela aber gelang es bald nachher,
noch einmal für den Sohn Verzeihung zu erwirken. Der^ Kaiser wollte ihn
nun aussöhnen und ihm sein Schwaben wicdergcben, unter der einzigen Bedin¬
gung, daß Ernst von seinem langjährigen Freund Werner von Kiburg, der
noch immer im Aufruhr gegen den Kaiser stand, abließe. Ernst aber wollte
Alles eher, als die Treue brechen, und verließ trotzig den Hof. Nun traf ihn
die ganze Strenge des Herrschers mit Acht und Bann, und im Verzweiflungs¬
kampfe gingen Beide unter. Das Volk aber nahm für den unglücklichen Jüng¬
ling, der doch eigentlich für sein gutes Recht gegen einen strengen Stiefvater
gekämpft hatte, in der Erinnerung Partei: es verglich sein Schicksal mit dem
des ebenso unglücklichen Ludolf, Otto's des Großen Sohn, (§ 111.). Beider
Geschichte schmolz die Sage in eins, und so entstand das Lied von Ernst von
Schwaben, das gar lange im Mittelalter gesungen ward und welches die beiden
Freunde zuletzt auf einen Kreuzzug und mannichfache Abenteuer im Morgen¬
lande ausgehen läßt. Als dann Rudolph 111. 1032 starb, so vereinte Konrad
auf einem Tage zu Peterlingen (1033) in der Schweiz das burgundische
Reich mit dem deutschen. Da aber in diesem Lande der große Adel fast Alles
galt, so hat die Herrschaft der deutschen Könige hier nie viel zu bedeuten gehabt.
Ohnehin war dies romanische Land, das vom Berner-Oberlande bis zum Mittel¬
meer sich erstreckte, mit Ausnahme der allemannischen Theile (der heutigen deut¬
schen Schweiz) zu selbstständig in Sprache, Sitte und Recht, als daß es je ein
wirklicher Theil des deutschen Reiches werden konnte. Die Eroberung brachte
mithin auch mehr nur äußeren Glanz, als eigentlichen Zuwachs an Macht.
Jedoch war die Schweiz nun für immer an die Entwickelung des deutschen
Lebens geknüpft, und ist ein halbes Jahrtausend ein unmittelbarer Theil des
Reichs gewesen. Der Kaiser aber war wieder einen Schritt der Weltherrschaft
näher getreten.
§ 128. Bisher war dem kräftigen Herrscher Alles gelungen. Er suchte