besetzen und an dessen Ecken Feuer anlegen. Rauch und Hitze, sowie die
von dem Dache herabstürzenden Brände brachten die Burgunden in große
Rot, doch behaupteten sie sich bei jedem weitern Ansturm der Hunnen.
4. Untergang der Burgunden und Kriemhilds Ende.
Am Morgen forderte König Etzel den Markgrafen Rüdiger auf,
gegen die Nibelungen zu streiten; dieser aber weigerte sich und wollte
lieber alle ihm vom Könige verliehenen Ländereien zurückgeben. Da
erinnerte ihn Kriemhild an den früher geleisteten Eid, ihr gegen alle
Feinde beizustehen. Gebrochenen Herzens waffnete sich der Held und
ging mit seinen Mannen in den Kampf. Hagen zeigte ihm den Schild,
den er von Rüdigers Hand einst zum Gastgeschenk erhalten, und sprach:
„Sehet, wie er zerhackt ist und mich nicht mehr schützen kann!" Da
nahm Rüdiger den eigenen Schild vom Arme und reichte ihn dem
Helden. Hagen und Volker schwuren laut, den edlen Markgrafen im
Gefecht zu schonen; aber er fiel bald im Eewühle nebst allen seinen
Rittern. Auch sämtliche Burgunden wurden erschlagen bis auf Hagen
und den König Günther. Diesen beiden bot Dietrich von Bern, der
endlich auch am Streite teilgenommen hatte, Frieden, wenn sie sich
ergeben wollten; allein sie taten es nicht. Dietrich kämpfte jetzt mit
Hagen, schlug ihm eine tiefe Wunde und führte ihn gefangen zu der
Königin. Auch Günther wurde von Dietrich bezwungen und gefesselt
in einen Kerker gebracht.
Kriemhild gelobte, Hagen das Leben zu schenken, wenn er ihr
sage, wo der Hort verborgen läge; aber er erwiderte, er habe ge¬
schworen, das Geheimnis zu bewahren, solange noch einer seiner Herren
am Leben wäre. Da sendete sie in Günthers Kerker und ließ den
Bruder enthaupten. „Und nun," sprach Hagen, „sollst du, Teufelin,
nimmermehr den Ort erfahren, den außer mir nur Gott weiß." Da
hob Kriemhild Siegfrieds Schwert und schlug dem Gefesselten den Kopf
ab. Run aber sprang der alte Hildebrand, Dietrichs Waffenmeister,
im Zorn aus, schwang das Schwert, und mit einem gräßlichen Schrei
sank Kriemhild, von seinem Streiche getroffen, neben dem Leichnam
ihres Todfeindes entseelt nieder.
So endete das hohe Fest. Aus der anfänglichen Liebe und Freude
war das bitterste Leid hervorgegangen.