Full text: Geschichte des deutschen Volkes

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Die Raubkriege Ludwig's XIV. §. 436—438. 
Rhein, bis ein von Ludwig XIV. angeregter Einfall der Schweden ihn in 
sein Land zurückrief (siehe unten). Zuletzt behauptete Ludwig XIV. im Frieden 
zu Nymwegen 1678 abermals günstige Bedingungen, durch welche ihm von 
Spanien die Franche Comte (§ 252.) und eine Reihe Orte an der niederlän¬ 
dischen Grenze, vom deutschen Reiche die oben erwähnten 10 Städte im Elsaß, 
das sehr feste Freiburg im Breisgau und vorläufig das ganze Lotharingen 
abgetreteten wurden. 
§ 437. Durch die Reunionskammern verstand es dann Ludwig XIV. 
den Raubkrieg auch im Frieden fortzusetzen, indem diese Gerichtshöfe, die man zu 
Metz und Breisach einrichtete, entscheiden sollten, welches Gebiet jemals zu 
den in den letzten Friedensschlüssen abgetretenen Ländern gehört hätte, damit 
dasselbe als nun zu Frankreich gehörend, eingezogen werde. So wurden mitten 
im Frieden eine Menge Landschaften (z. B. Vaudemont, Saarlouis, Saar¬ 
brücken, Mömpelgard, Luxemburg) eine Menge von Städten, Dörfern, Schlös¬ 
sern, Höfen, Mühlen u. dgl. von Frankreich besetzt. Das deutsche Reich, ohne 
Zusammenhang, ohne Kraft und Lust sich zu bewegen, hatte nur ohnmächtige 
Protestationen dagegen. Ja, während so Deutschlands Grenzen schamlos be¬ 
raubt wurden, stritten die kurfürstlichen und fürstlichen Abgesandten zu Regens¬ 
burg auf dem Reichstage, ob erstere auf purpurnen, letztere auf grünem Sammet 
sitzen sollten, wer mit goldenen Messern und Gabeln und wer nur mit silbernen 
speisen sollte. Vergebens mahnten die Stimmen vaterlandsliebender Dichter: 
Nun ist es Zeit zu wachen, 
eh Deutschlands Ehre stirbt 
Und in dem weiten Rachen 
des Krokodils verdirbt; 
Herbei daß man die Kröten, 
die unfern Rhein betreten, 
Mit aller Macht zurücke 
zur Saon' und Seine schicke!*) 
Niemand rührte sich. Endlich setzte Ludwig XIV. seinen Räubereien die Krone 
auf, indem er mitten im Frieden, durch den Verrath des Fürstbischof Egon 
von Für sie n b erg, die alte herrliche Reichsstadt Straßbjurgzdem deutschen 
Reiche entriß (1681). Vergebens mahnte seitdem der Dom, das Meisterwerk 
altdeutscher Baukunst, gleichsam trauernd über den Rhein herüber; auch dieser 
Schlag weckte das tobte Reich nicht auf. Zuletzt schloß es einen Frieden, ohne 
daß Krieg gewesen, bestätigte allen Raub, und erlangte dann einige Jahre 
Schonung. Zu gleicher Zeit bedrohte Dänemark, welches seit 1667 auch 
Oldenburg unmittelbar regierte (§ 254. Amu.), auf Ludwig XIV. sich ver¬ 
lassend, Holstein und Hamburg 1686, bis auch hier der große Kurfürst im 
Bunde mit Schweden und den braunschweigischen Hcrzögen dem Angriffe ein 
Ziel setzte. 
§ 438. Schon 1689 aber erneuerte Ludwig XIV. den Krieg, indem er 
nach dem Aussterben des Hauses Pfalz (§ 248. Anm.) dieß Land für seinen 
Bruder, den Herzog von Orleans, verlangte, der mit Elisabeth Charlotte, der 
Schwester des erblosen Kurfürsten, vermählt war, ungeachtet diese bei ihrer Ver- 
heirathung ausdrücklich auf die Erbfolge verzichtet hatte. Außerdem wünschte 
auch Ludwig den Bruder des Verräthers von Straßburg, Wilhelm von 
9 Hans Aßmann von Abschatz.
	        
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