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Die Meruwinger. Z 50—53.
dieser gereizt, seine beiden Brüder verdrängt und erschlagen. Schon an diesen
Vorgängen hatten Franken Theil genommen; jetzt klagten diese über Vertrags¬
bruch und alte, noch ungerächte Grausamkeiten der Thüringer. „Greise seien
unter Lastwagen gelegt und so ihnen die Glieder zermalmt worden, Knaben seien
an den Flechsen der Seite an Bäumen aufgehangen worden." So war der
Charakter auch der unvermischt gebliebenen deutschen Stämme entartet I— Des¬
halb machten sich von Chlodwigs Söhnen Theoderich und Chlotar zum Kriege
wider Jrmenfrid auf. Jrmenfrid zog sich, nach einer ersten Niederlage, zurück,
aber die Franken verzweifelten dennoch am Siege, bis sich die Sachsen ihnen
zur Hilfe erboten. Beiden Völkern gelang es nun, das Thüringer-Königreich
zu stürzen. Die letzte Veste derselben, Burgscheidungen, ward erobert, Irmen-
frid ergab sich dem Theoderich und wurde bald von diesem, als er arglos mit
ihm aus den Mauern von Zülpich (§ 47) wandelte, meuchelmörderisch in die
Tiefe 'gestürzt. So berichtet uns Gregor von Tours; reicher ausgeschmückt,
offenbar nach sächsischen Heldenliedern, erzählt es Widukind von Corvei, ein
sächsischer Chronist ans dem IO. Jahrhundert, der vom Falle Irmensrids und
von seinem Rittersmanne Jrinc einen ruhmvollen Uutergang zu melden weiß.
Beide lebten im deutschen Volksgesange fort, und treten noch in dem Nibelungen¬
liede auf, wo sie durch Hägens und Volkers Schwert gefällt werden. Sachsen
und Franken theilten das Land, so daß die ersteren den Gau Nordthüringen
zwischen Ocker, Harz, Bode, Elbe und die Gegend südlich vom Harz an der
Saale, Helme und Unstrut erwarben, das übrige Land aber dem Frankenreiche
unterthan ward, 527, (nach Anderen 530.). Doch blieb es unter einem eigenen
Stammesherzog.
§ 52. Burgund war frei, so lange Gundobald lebte, bis 516. Ihm
folgte sein Sohn Sigmund, der von der Kirche als Heiliger verehrt wird, und
der das Kloster St. Moritz in Wallis, wo die heilige Lanze aufbewahrt ward,
gegründet hat. Er war mit einer Tochter Theoderichs des Großen vermählt.
Als diese früh starb, nahm er eine ihrer Dienerinnen zum Weibe, und als
diese im Schmucke ihrer Herrin bäuerisch einherstolzirte, ward sie von dem jungen
Sigerich, dem Sohne der Verstorbenen, verhöhnt. Sie bestimmte nun den Vater
zur Ermordung des eignen Sohnes, der im Schlafe erdrosselt wurde. Durch
diese That hatte Sigmund nicht nur die Blutrache der Ostgothen, die bisher
Burgund geschützt hatten, herausgefordert, sondern sich auch wehrlos gegen den
Angriff der Franken gemacht. Die Söhne der Chlothilde, Chlodomir, Childe-
bert und Chlotar griffen ihn an, 523, besiegten ihn, und Chlodomir ließ ihn,
seine Gemahlin und seine Kinder in einen Brunnen werfen; er selbst aber siel
bald nachher in einen Hinterhalt und ward erschlagen. Childebert und Chlotar
theilten nun sein Land, obwohl er zwei Knaben hinterlassen, die in Chlotildens
Schutz geblieben waren. Diese ließen die Oheime nach Paris kommen, und
schickten dann der alten Mutter ein Schwert und eine Schere, um damit anzu¬
fragen, ob die Söhne getödtet oder geschoren und in ein Kloster gestoßen wer¬
den sollten. „Eher mögen sie sterben", rief Chlothilde, und in dem Burghose
zu Paris schlachtete sie der blutige Chlotar mit eigener Hand trotz ihrer rührenden
Bitten. So herrschte Mord und Verbrechen im Hause der Meruwinger. Wäh¬
rend dessen hatte Godemar, Sigmunds Bruder, sich Burgunds bemächtigt, und
hielt sich noch zehn Jahre, bis er fiel (534). Da besetzten die Franken das
Land, und Burgund ward fortan neben Austrasien und Neustrien ein dritter
Theil des Frankenreichs.
' § 53. An dem Todcskampfe der Ostgothen in Italien (§ 40) betheiligten
sich zu neuen Eroberungen auch die Franken, indem sie treulos bald zu den