Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

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§. 61. Rom unter der Herrschaft der Patrizier. 
zum König ausrufen ließ. Da der Senat seine Zustimmung verweigerte, 
stützte er sich auf die Plebejer, stürzte mit ihrer Hilfe die alte Ver¬ 
fassung Roms und führte eine neue ein, nach welcher das Stimmrecht 
und die Heerdienstleistung nicht mehr von Herkunft und Abstammung, 
sondern von dem Verm ögensstand abhieng. 
Er thcilte die Plebejer, welche eigentlich erst von da an den Patriziern 
als Stand cntgegentraten, in dreißig Tribus ein. Beide, Patrizier und Ple¬ 
bejer, wurden sammt den Clienten in fünf Vermögensklassen getheilt, 
von welchen die erste wenigstens 100,000, die zweite 75,000, die dritte 
50,000, die vierte 25,000, die fünfte wenigstens 12,500 Asse Vermögen 
haben mußte. Die weniger besaßen, aber noch Kopfsteuer bezahlten, hießen 
Proletarier. Nach diesen Vcrmögensverhältniffen richtete sich der Heeres¬ 
dienst, so daß das ganze Volk aus 193 Ccnturien (18 Cent. Ritter und 175 
Cent. Fußvolk bestand. Auch versammelte sich dasselbe von da an nach diesen 
Centurien zur Abstimmung, wobei dann jede Centurie Eine Stimme hatte. 
Durch diese Verfassungsänderung machte sich Servius bei den Pa¬ 
triziern verhaßt, so daß eine Verschwörung gegen ihn entstand, in deren 
Folge er von seinem Schwiegersohn Tarquinius gestürzt und ermor- 
534 det wurde. 
v.Chr. Dieser Tarquinius Superbus stieß sowohl die servische als die 
frühere Verfassung um, und führte eine despotische Militärregierung 
ein. Zwar unterwarf er manche umliegende Städte z. B. Gabii, ver¬ 
schönerte die Stadt durch den Ausbau des Capitoliums, und erweiterte 
den Handel durch Bündnisse mit den Karthagern und süditalischen Grie¬ 
chenstädten, drückte aber Patrizier und Plebejer gleichmäßig, so daß ei- 
eben deßhalb jenen Beinamen „Superbus", der Despotische, bekam. 
Als die Unzufriedenheit schon einen hohen Grad erreicht hatte, führte 
eine Schaudthat seines Sohnes Sextus einen Aufruhr herbei, den I uniu s 
Brutus leitete. Der König wurde abgesetzt, mit seiner ganzen Fa¬ 
milie aus Rom verbannt, das Königthum abgeschafft und im Jahr 
510 Rom zur Republik erklärt, nachdem es 245 Jahre von Königen 
regiert worden war. 
2. Rom eine Republik. 
5. Rom unter der Herrschaft der Patrizier. 
§. 61. Uach der Vertreibung der Könige wurde in Rom die servische 
Verfassung förmlich eingeführt: an die Stelle ves Königs aber traten 
zwei Consuln, die jedes Jahr neu gewählt wurden und die richterliche 
und vollziehende Gewalt, sowie den Oberbefehl über das Heer hatten. 
Sie nmßten, wie überhaupt alle, welche zu einer Staats- oder Priester¬ 
würde gelangen wollten, aus den: Patrizierstande seyn, so daß also Rom 
damals eine reine Aristokratie war.
	        
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