Full text: Leitfaden der Weltgeschichte

84 Kap. 82. Hadrian. Die Antonine. Kap. 83. Bildung u. Literatur seit Augustus. 
Die Christenverfolgung, die er veranlaßte, weil er bie Religion der Christen 
für staatsgefährlich hielt, war die dritte und eine der heftigsten. 
Sein Nachfolger Hadrian (117 — 138) verbesserte die Rechtspflege und 
Verwaltung, bereiste, meist zu Fuß, viele Provinzen des Reichs, stellte allent- 
halben Mißbräuche ab, hinterließ in vielen Städten Denkmäler seines Kunst- 
sinns und bemühte sich, den Frieden zu erhalten, indem er die jenseits des 
Euphrat und der Donau gemachten Eroberungen des Trajan aufgab. Zu- 
letzt trieb Krankheit und Argwohn den unruhig thätigen Kaiser zu manchen 
Bluturtheilen, deren Opfer jedoch sein treuer Adoptivsohn Antonin meist 
heimlich rettete. 
Hadrian's Nachfolger M. Antonmus |!tus (138—161) war ein zweiter 
Numa, indem er den Thron durch Gottesfurcht, Menschenfreundlichkeit und 
ernst-sittlichen Sinn zierte, auch die Christen in Ruhe leben ließ. 
Ihm folgte der Stoiker Marcus Aurelms Antonums „Philosophus" (161 
bis 180), der vor allem streng gegen sich selbst, auch bei seinen Unterthanen 
die Sitten zu verbessern suchte. Im Wahn, in seiner Tugendlehre die Wahr- 
heit zu haben, verhängte er über die Christen eine schwere Verfolgung, die 
vierte (167—177), in welcher Polycarpus den Märtyrertod starb. Dafür 
hatte er einen neuen Krieg mit den Parthern, und einen noch schwereren 
Krieg mit den Markomannen und anderen germanischen Völkern zu be- 
stehen, die mit vereinter Macht über die Donaugrenze stürmten. Marc 
Aurel starb noch vor Beendigung dieses Krieges und hinterließ das Reich 
seinem unwürdigen Sohne Commodus (f. K. 85). 
Kap. 83. Stand der Bildung und Literatur seit Augustus bis zu dm 
Antoninen. 
Der nach August immer mehr zunehmende Verfall der Sitten bei Hoch 
und Nieder hatte auch auf Sprache und Geschmack und dadurch auf die Li- 
teratur einen verderblichen Einfluß. Dennoch fanden sich noch einzelne 
bessere Geister, deren Werke in Poesie und Prosa noch von solchem Werthe 
waren, daß dieses Zeitalter der Literatur das silberne genannt wird. 
In der Dichtkunst lassen sich außer dem epischen Dichter Lucanus (dem Verfasser 
der Phursalia) nur noch die Satiriker Persius, Auvenal und Marti al angeben, 
welche die herrschenden Laster und Verkehrtheiten straften. — In der Beredsamkeit zeich- 
neten sich ©utnrtiltan und Plinius d. I., in der Philosophie Stenern und Marc 
Aurel aus. — Als Geschichtschreiber find Vellejus Paterculus, Valerius 
Maximus, Curtius, Suetonius und vor allen Tacitus (c.52 — c. 120 tt. 
Chr.) hervorzuheben; — als Geograph ist Mela, als Naturforscher Plinius d. Ae. 
zu nennen. — (Zu den griechischen Geschichtschreibern dieser Periode gehören Plut- 
arch und Arrian, Diodorus Siculus und Dionysius von Halicarnaß; 
zu den griechischen Geographen Strabo und Pausanias. — Die griechische 
Philosophie trat in zwei grundverderbten, dem Christenthum feindlichen Formen 
auf, dem wundersüchtigen und abergläubigen Neupythagoreismus und dem Heid« 
nische und biblische Weisheit fein vermengenden Neuplatonismus.) 
Kap. 84. Das Christcnthum im Kampfe mit dem Heidenthum in den 
beiden ersten Jahrhunderten. 
Unter den Stürmen der Außenwelt hatte das Christenthum seit der Apo- 
stelzeit durch die Aposteljünger eine weitere Ausbreitung gewonnen, welche
	        
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