Full text: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

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Kap. 4. Die saltschen Kaiser. (Heinrich IV.) 
in die Papstwahl aufzuheben und eine strengere Kirchenzucht einzu¬ 
führen, den päpstlichen Stuhl viermal an würdige deutsche Bi- 
schöffe, von welchen der dritte, Leo IX, insbesondere gegen die 
Simonie eiferte — d. i. gegen die (nach Simon dem Magier im 
8, Kap. der Apostelgeschichte benannte) willkührliche Vergebung geistlicher 
Aemtcr für Geld oder aus Gunst an Unwürdige, — als gegen ein 
Uebel, das schon länger her am meisten zum Verfalle der Kirche bei¬ 
getragen hatte und das gerade unter Heinrich's Regierung, obgleich 
ohne sein Vorwissen, sehr im Schwange gieng. 
Bei seinem ersten Römerzug hatte er sich von dem ersten der durch 
ihn eingesetzten Päpste, Clemens II, krönen und die Vorrechte des 
Kaisers bei der Papstwahl auf's Reue bekräftigen lassen, wie er denn 
auch seinen normannischen Vasallen in Unteritalien, deren 
Herrschaft unter den zwölf tapfern Söhnen des französischen Ritters 
Tancred von H aut evtl le sich zu einer Grafschaft erhoben hatte, 
ihre Ausbreitung über Apulien bestätigte, weil er durch sie hoffte, auf 
dieser Seite die Päpste in Schranken halten zu können (K. 21, 6). 
Heinrich stand noch in der vollsten Manneskraft, als er erkrankte 
und sein Tod wegen des dadurch möglich gewordenen Umschwungs 
aller Verhältnisse in Kirche und Staat ein „Weltereigniß" wurde. 
(3.) 3c strenger Heinrich III die ihm und dem Kaiserthum feindseligen 
Kräfte niedergehalten hatte, desto freieren Spielraum erhielten diese 
durch seinen Tod und durch die nun eintretende vormundschaftliche 
Leitung, welcher 
1036 Heinrich der Vierte, sein erst fünfjähriger, schon als drei¬ 
jähriges Kind gekrönter Sohn, untergeben wurde. Anfangs verwesete 
die Kaiserin Agnes, seine Mutter, unter dem Beirath des Bischoffs 
von Augsburg, das Reich. Zu schwach indeß, den Herrscherplan ihres 
Gatten zu verfolgen, mußte sie die von ihm eingezogenen Herzogthümer 
wieder vergeben, um sich gegen den Trotz der Großen zu halten. Doch 
die Stütze, die sie sich dadurch schaffen wollte, half ihr nichts. Denn 
'bald glückte es dem Erzbischoff Hanno von Köln, einem durch 
Glaubenseifer und Herrscherstrenge unter seinen Zeitgenossen hochan¬ 
gesehenen Manne, der nach der Reichsvcrwesung strebte, im Einver¬ 
ständnisse mit den sächsischen Fürsten Otto von Nord heim und 
Markgraf Eckbert von Meißen, durch eine List den jungen Kaiser 
seiner Mutter (1062) zu entreißen und einen Fürstenbeschluß zu ver¬ 
anlassen, daß jeder Bischoff, in dessen Sprengel sich der minderjährige 
König gerade aufhielte, das Reich verwalten sollte.
	        
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