fullscreen: Geschichte des Altertums (Abt. 1)

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Die ältesten Völker und Reiche. 
führte, bei niederem Wasserstand aber die Bewässerungsgräben speiste, 
mit welchen die babylonische Ebene durchschnitten war. Zm Sommer 
fällt nämlich in jener Gegend selten Wegen, daher dorrt der schwere 
'Boden zu einer harten Kruste aus; wird er aber bewässert, so kommt 
er an Fruchtbarkeit dem ägyptischen gleich. Die alten Babylonier wässerten 
ihn vermittelst Pumpen und Schöpfrädern und verwandelten die große 
Ebene in einen unabsehbaren Garten. 
Diese Ebene, der Kern des Reiches, hatte an dem Enphrat und 
Tigris eine Schutzwehr gegen feindliche Einfälle; Nabuchodorossor schützte 
sie auf der dritten Seite, indem er da, wo beide Flüsse sich einander 
bis auf acht Meilen nähern, von dem einen bis zu dem andern eine 
6 m dicke uud 33 m hohe Mauer baute, welche die medische ge¬ 
nannt wurde und in ihren Resten noch sichtbar ist. 
§ 12. Von Nabuchodorossor erhielt die Stadt Babylon ihren 
vollen Umfang. Er baute den Stadtteil auf der östlichen Seite des 
Enphrat aus, so daß Babylon ein Viereck einnahm, dessen Seiten je 
drei Meilen maßen, die Stadt also 12 Meilen im Umfang hatte. Dieses 
Viereck war von einem tiefen ausgemauerten und wasserreichen Graben 
umgeben, hierauf von einer 200 Ellen hohen und 50 Ellen dicken Matter 
mit 250 Türmen und 100 ehernen Thoren. Die durch den 200 m 
breiten Euphrat getrennten Stadtteile verband der König durch eine 
hölzerne Brücke, die auf steinernen Pfeilern ruhte; er sicherte die Ufer 
des Flusses durch gewaltige Steindämme, an welchen zum Flusse hinab 
steinerne Treppen führten. In der östlichen Stadthälfte erbaute er sich 
einen großen Palast, zu welchem die sogen, hängenden Gärten ge- 
hörten, nämlich Baumgärten, welche auf Mauern stufenförmig bis zu 
einer Höhe von 40 m angelegt waren und durch Pumpwerke aus dem 
Euphrat bewässert wurden. Er stellte auch den Tempelturm des Baal 
wieder her. Derselbe erhob sich auf einer massiven viereckigen Unterlage 
in acht massiven verjüngten Stockwerken bis zur Höhe von 200 m, war 
also das höchste aller menschlichen Bauwerke. Auf der Spitze stand ein 
Tempel des Baal, in welchem aber kein Bildnis des Gottes war. Aus 
den Turm hinauf führte von außen herum eine Rampe (Aufweg ohne 
Stufen), an welcher mehrere Ruheplätze angebracht waren. Das Bau- 
Material war Thon, der zu Ziegeln geformt an Luft und Sonne ge- 
trocknet, oder auch in Öfen gebrannt und glasiert wurde. Als Mörtel 
diente hauptsächlich Erdpech, welches bei 'Js (jetzt Hith) in unerschöpf¬ 
licher Menge aus der Erde quillt und an der Luft verhärtet; es wurde 
auch als Breunmaterial benutzt; denn Babylon hatte keine Wälder und 
außer Dattelpalmen und Weiden keine Bäume. 
Der von den Stadtmauern umschlossene Raum war nicht ganz be-
	        
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