Full text: Die deutsche Geschichte in ihren wesentlichen Grundzügen und in einem übersichtlichen Zusammenhang

284 Kap. 35. Der schmalkaldischc Krieg. (Bestrafung der oberländ. Städte.) 
Nun schritt der Kaiser zum Angriff, machte sich zum 
Meister der Donau und drang in Schwaben ein. Hier lagen beide 
Hauptheere lange unthätig einander gegenüber. Als Krankheiten bei 
des Kaisers ausländischen Truppen einrissen, machten ihm die Bundes- 
häuptcr Friedensvorschläge. Der Kaiser forderte dagegen Unter¬ 
werfung auf Gnade und Ungnade: denn so eben trat Moritz 
mit seiner offenen Hülfe für den Kaiser hervor, nachdem er die 
religiösen Befürchtungen seiner Stände beschwichtigt, in Böhmen mit 
dem König Ferdinand sich über die Theilung des sächsischen Kurlandes 
verständigt und v om Kaiser die unterz eich nete Der sicherung 
der Kurwürde erhalten hatte! 
Weil nun auch im Buudeshcere Mangel einriß und die ober¬ 
länd isch cn Städte keine G eld h ülfe mehr zahlen woll¬ 
ten, und überdieß Johann Friedrich hörte, daß die Böhmen in sein 
Land eingedrungen seien, und eine Stadt seines Landes nach der andern 
sich an Moritz ergab, so zogen die Fürsten ab mit der Absicht, 
ein Jeder sein Land zu vertheidigen und im nächsten Frühjahre gestärkt 
dem Kaiser entgegen zu treten. 
Dieß letztere zu verhindern, wandte sich nun der Kaiser, der auf 
diese Weise sich als Herrn des Feldes ansah, sogleich gegen die Bun¬ 
des st ädtc in Süddeutschland und am Rhein, brachte eine 
nach der andern durch Religionszugeständnisse zur Unterwerfung und 
züchtigte sic alle durch starke Schatzungen. Auch der alte Herzog 
Ulrich von Württemberg mußte sich durch die größten Opfer 
des Kaisers Gnade erkaufen. Der Erz bi sch off von Köln aber 
wurde förmlich seiner Fürsten würde entsetzt, was eine Gewalt¬ 
handlung war, die gegen die Reichsgesetze lief. Auf diese Weise waren 
wieder alle geistliche und weltliche Stände in Schwaben und am Rhein 
zum Gehorsam gegen den Kaiser zurückgekehrt. 
Die Städte konnten die Schatzungen als eine Strafe für ihre Engherzig¬ 
keit ansehcn, mit der sic der Sache des Bundes gedient hatten. Ulm mußte 
100,000 Goldgulden darlcgcn und 12 Kanonen ausliefcrn; Frankfurt 80,000, 
Meiningen 50,000 Gulden, kleinere Städte nach Vcrhältniß zahlen. Hätten 
sie einig und muthig zusammengehalten, so war allein ihre Macht ausreichend, 
dem Kaiser zu widerstehen; aber hauptsächlich die Liebe zum Besitz und 
Geld benahm ihnen die Macht. Augsburg z. B., die reichste unter ihnen, 
umgeben von den festesten Mauern, geschützt von 1200 Kanonen, gefüllt mit allen 
Kriegs- und Lebensbedürfnissen, verwies seinen tapfern Feldhauptmann S ch är tlin, 
als derselbe ihnen zumuthete, sich zu vertheidigen, und als er auf seinen Vertrag 
sich stützend, bleiben wollte, baten ihn die reichen Bürger mit Thräncn. doch im 
Guten z» gehen , sie wollten ihm -Ersatz für seine liegenden Güter geben. Ob¬ 
gleich der reiche Fugger selber mit dem Kaiser im Namen der Stadt auf gün-
	        
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