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des Kaisers Bruder Ferdinand sich beteiligte. Die heftigen Verhandlungen
1555führten zu dem Religionsfrieden von Augsburg (September 1555),
welcher den augsburgischen Konfessionsverwaudteu d. h. den Protestantischen
Reichsständen der lutherischen Konfession nicht nur Religionsfreiheit, sondern
auch staatliche Gleichberechtigung mit den Katholiken gewährte, aber auch
festsetzte, daß die geistlichen Reichsstände, z. B. Bischöfe oder Äbte, ihre Würde
und Eiuküufte verlieren sollten, wenn sie die Reformation annähmen. Dieser
sog. geistliche Vorbehalt, gegen den die Protestanten Widerspruch
erhoben, führte zu. manchen Streitigkeiten. Für die protestantischen Unter-
thanen katholischer Reichsstände wurde unbehinderte Auswanderung ohne
Verlust an Freiheit und Besitz gewährleistet. ~
So war die Reformation zu ihrem Abschluß gekommen. Die prote¬
stantische Kirche war att Umfang ungefähr der katholischen gleich. Jener
gehörten die drei weltlichen Kurländer Sachsen, Pfalz und Branden-
bürg an, während die drei geistlichen Kurfürsten von Mainz, Köln und
Trier katholisch blieben. Ähnlich standen Österreich und Bayern den
protestantischen Reichsstädten und kleineren Staaten gegenüber.
2. Jas Zeitalter Wilipps II. von Spanien und der Königin Wsaöeth
von England.
§. 115. Spanien nnd Vortngat.
1. Im Besitz der spanischen Monarchie und ihrer umfangreichen Neben-
Tländer entfaltete Philipp II. (1556—98) nicht die Herrschertngenden, welche
1598 die Völker beglücken. Sein abgeschlossenes, mürrisches Wesen und seine
unmenschliche Gewaltherrschaft erregten allenthalben nur Haß. In seinen
kriegerischen Unternehmungen hatte er während der ersten 24 Regieruugsjahre
Glück, indem er über die Franzosen nnd die Türken (2) obsiegte; mich
brachte er Portugal (4) in seinen Besitz. In der zweiten Hälfte seiner
Herrschaft aber verlor er einen schönen Teil der Niederlande (§. 116).
2. Der französische König Heinrich II., der wie sein Vater Franz I.
die Habsburgische Macht zu brechen suchte, vereinigte sich mit dem Papst
Paul IV., der die spanische Herrschaft in Italien vernichten wollte. Philipp II.
aber nötigte durch Alba den Papst, das Bündnis mit Frankreich aufzugeben
und besiegte durch Egmont die Frauzoseu bei St. Qucutin uud Grevelingen,
1559 worauf Heinrich II. in den Frieden von Chatean-Cambresis 1559 willigen
mußte. Die Bedrohung Italiens durch die Türken, welche auch Deutsch¬
land beunruhigten, veraulaßte Philipp zu einem Buude mit dem Papst
Pius V. und mit der Republik Venedig. Die vereinigten Flotten siegten
unter Don Juau di Austritt, Philipps Stiefbruder, bei Lepauto im
i57i Korinthischen Meerbusen 1571.