Kap- 8. Die Gränzkricge. (Aufstand der Bataver.)
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hatte. Er war seiner Freiheitsgesinnungen wegen vom niederrheinischen
Statthalter gefangen nach Rom geschickt, dort aber nach Nero's
Sturz vom Galba wieder sreigegeben worden. Heimgekehrt fand er
seinen Bruder getödtet, daher er in der Erbitterung sich an die Spitze
seiner Landsleute stellte, die eben für die Truppen des neuen Impe¬
rators Vitellins gepreßt werden sollten. Nach einigen Siegen über
die römischen Heere und Besatzungen suchte er auch Gallien zum
Aufstand zu bringen und zog Verstärkungen aus Deutschland, beson¬
ders Bructcrer und Katten, an sich, durch die er besonders die römisch
gesinnten Ubier und Trevirer hart mitnehmen ließ.
So lange in Nom der Thronstreit zwischen Vitellins und Vespa-
sian dauerte, gab Civilis vor, für den letztern zu kämpfen; als
aber Vespasian den Thron gewann, erklärte er sich unumwunden für
völlige Freiheit vom römischen Joch, und auch die Gallier erhoben
sich nun unter einem gewissen Julius Sabinus, tödteten die
römischen Befehlshaber am Rhein, ließen deren Legionen zu Mainz
und Köln Treue dem „gallischen Reiche" schwören und halfen dem
Civilis das lange belagerte Vetßra erobern, das nach der Plünde¬
rung verbrannt wurde. Nun war der ganze Rhein frei, mit Ausnahme
von Mainz und Vindonissa (Windisch in der Schweiz), und Cöln
sollte die neue Bundesstadt werden. Die Anmuthung des Sabinus aber,
daß sich die Bataver dem gallischen Reiche einverleiben lassen sollten,
wies Civilis mit Entschiedenheit zurück, weil er Batavien als
ein wesentliches Glied Deutschlands betrachtete.
Bci allen seinen Unternehmungen setzte Civilis das größte Vertrauen in
die Rathschläge der Seherin Vellebñ, die im Bructcrerland in einem einsamen
Thurme an der Lippe wvhntc. Sie trug durch ihre Aussprüche und Sicgeswcisia-
gungen viel zur gemeinsamen Vereinigung der nicdcrrheinischcn Stämme in die¬
sem Freiheitskriege bci.
Als aber bald darauf Sabinus, der sich sogar zum Kaiser
ausrufen ließ, von den Seqnanern geschlagen wurde, erkaltete unter
den Galliern der Freiheitseifer, zumal Kaiser Vespasian große
Rüstungen machte, den gefährlichen Aufstand zu dämpfen. Gegen¬
seitige Eifersucht der Stämme hinderte an nachdrücklicher Fortsetzung
des Krieges, und als der römische Feldherr Cereülts mit den
neuen römischen Legionen über die Alpen an den Rhein kam und die
Trevirer bei Bingen schlug, kehrten fast alle Gallier wieder
in den alten Gehorsam zurück.
Noch widerstand aber Civilis mit den Batavern und andern
germanischen und gallischen Völkerschaften auf's kräftigste; als er