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fett/ «nd während den Kreuzzügen verfiel beinahe alle
Zucht und Ordnung. Der Besitz von allen griechischen
ode römischen Handschriften war eine große Seltenheit,
ma. achtete auch ihren Werth nicht mehr; und die later-
Nische Sprache wurde nur der Kirchen - und StaatS-
Geschäfte wegen erhalten, um päpstliche und kaiserliche
Hohitlörechte zu verfechten. Baiern wurde im zwölften
Jahrhundert mit Klöstern von allen Orden angefüllt, de¬
ren Schulen aber, mit Ausnahme der Benedictiner, wenig
verbesserten; und somit zeigte unser Vaterland in diesen
Tagen nur ein trauriges Bild der Verwilderung an
Geist und Sitten.
Frg. 92) In welchem Zustand befanden sich
damals die Gewerbe, der Handel und die Land-
wirthschaft in Baiern 2
Antw. So sehr der Geist deg Volkes in Bezug auf
höhere Bildung verwildert war, finden wir doch in diesen
Zeiten Spuren von sehr blühender Weberei; auch Tuch-
wacher, Färber und Lederer waren schon zahlreich in
Regensburg und andern bischöflichen Städten Baiertts
ansäßig. Der baierische Scharlach, Barchent, die Lein¬
wand und manche andere Fabrikate waren damals sehr
berühmt. Zu Regensburg befand sich eine Hauptnieder-
lage der Maaren, welche unter den welfischen Herzogen
von Norden und Süden dabin geführt wurden, wonach
der damalige Handel in Baiern schon allerdings wichtig
war; auch wird bereits im 12. Jahrhundert der Mahler
und andererZKünstler in mehrern Urkunden erwähnt. Dis
Landwirlhschaft war zuverläßig nicht minder blühend, die
Klöster sorgten für den guten Anbau des Landes, und die
Bevölkerung wurde nach den Kreuzzügen bald wieder sehr
zahlreich. An ihren Schlössern erbauten die Grafen kleine
Städte und Flecken mit gewerbsamen Einwohnern. Wein
wurde im ganzen Lande gebaut, und das baierische Bier,
wozu der Hopfen im Lande gepflanzt wurde, war damals
schon, alü Nationalgetränk hochbcrühmt, wie auch der
Meth. Vorzüglich reich blühte die Bienenzucht in Baiern,
rie dzirch den dreißigjährigen Krieg ihre Zerstörung
fand.