Full text: Lesebuch für das zweite Schuljahr

— 107— 
konnte. Sie ließen nicht nach, bis alles zu Ende gebracht war und fertig 
auf dem Tische stand. Dann sprangen sie schnell fort. 
3. Am andern Morgen sprach die Frau: „Die kleinen Männer 
haben uns reich gemacht, wir müssen uns doch dankbar dafür bezeigen. 
Weißt du was? Ich will Hemdlein, Rock, Wams und Höslein für sie 
nähen, auch jedem ein Paar Strümpfe stricken, mach du jedem ein Paar 
Schühlein dazul Der Mann sprach: „Das bin ich wohl zufrieden.“ 
Und abends, wie sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke statt 
der zugeschniltenen Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich 
dann, um zu sehen, wie sich die Männlein dazu anstellen würden. 
Um Mitternacht kamen sie herangesprungen und wollten sich gleich 
an die Arbeit machen. Als sie aber kein zugeschnittenes Leder, sondern die 
niedlichen Kleidungsstücke fanden, verwunderten sie sich recht; aber dann 
bezeigten sie eine gewaltige Freude. Mit der größten Geschwindigkeit 
zogen sie sich an, strichen die schönen Kleider am Leibe glatt und sangen: 
„Sind wir nicht Knaben, glatt und fein? 
Was sollen wir länger Schuster sein?“ 
Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und Bänke. 
Endlich tanzten sie zur Cür hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder. 
Dem Schuster aber ging es wohl, solange er lebte, und es glückte ihm 
alles, was er unternahm. 
Grimm. 
108. Die Heinzelmännchen. 
L. Das waren einmal liebe Zwerge! Die arbeiteten für die 
Leute so wacker, daß es eine Lust war, des Morgens zu sehen, 
was sie in der Nacht gefördert hatten. Nur durfte sie niemand 
belauschen oder stören, das mochten sie nicht leiden. 
Da baute ein armer Mann ein Haus. Die Grundmauern 
standen noch nicht. Der liebe Mond scheint. Da kommen die 
Heinzelmännchen aus ihrer Höhle tief, tief in der Erde ganz 
leise und lose, ganz sachte und emsig, immer eins nach dem 
andern, und es will gar nicht aufhören, so viele sind es Und
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.