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konnte. Sie ließen nicht nach, bis alles zu Ende gebracht war und fertig
auf dem Tische stand. Dann sprangen sie schnell fort.
3. Am andern Morgen sprach die Frau: „Die kleinen Männer
haben uns reich gemacht, wir müssen uns doch dankbar dafür bezeigen.
Weißt du was? Ich will Hemdlein, Rock, Wams und Höslein für sie
nähen, auch jedem ein Paar Strümpfe stricken, mach du jedem ein Paar
Schühlein dazul Der Mann sprach: „Das bin ich wohl zufrieden.“
Und abends, wie sie alles fertig hatten, legten sie die Geschenke statt
der zugeschniltenen Arbeit zusammen auf den Tisch und versteckten sich
dann, um zu sehen, wie sich die Männlein dazu anstellen würden.
Um Mitternacht kamen sie herangesprungen und wollten sich gleich
an die Arbeit machen. Als sie aber kein zugeschnittenes Leder, sondern die
niedlichen Kleidungsstücke fanden, verwunderten sie sich recht; aber dann
bezeigten sie eine gewaltige Freude. Mit der größten Geschwindigkeit
zogen sie sich an, strichen die schönen Kleider am Leibe glatt und sangen:
„Sind wir nicht Knaben, glatt und fein?
Was sollen wir länger Schuster sein?“
Dann hüpften und tanzten sie und sprangen über Stühle und Bänke.
Endlich tanzten sie zur Cür hinaus. Von nun an kamen sie nicht wieder.
Dem Schuster aber ging es wohl, solange er lebte, und es glückte ihm
alles, was er unternahm.
Grimm.
108. Die Heinzelmännchen.
L. Das waren einmal liebe Zwerge! Die arbeiteten für die
Leute so wacker, daß es eine Lust war, des Morgens zu sehen,
was sie in der Nacht gefördert hatten. Nur durfte sie niemand
belauschen oder stören, das mochten sie nicht leiden.
Da baute ein armer Mann ein Haus. Die Grundmauern
standen noch nicht. Der liebe Mond scheint. Da kommen die
Heinzelmännchen aus ihrer Höhle tief, tief in der Erde ganz
leise und lose, ganz sachte und emsig, immer eins nach dem
andern, und es will gar nicht aufhören, so viele sind es Und