Full text: Die Geschichten des sächsischen Volks

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zu Ausgang des Jahres 1715 die schwedischen Pro¬ 
vinzen durch die große Uebermacht der Verbündeten endlich 
überwältigt worden waren, erhielt König August als An- 
theil an der Beute 16 gefangene schwedische Regimenter, 
die zusammen etwa looo Mann ausmachren; das war der 
ganze Gewinn eines mehrjährigen Krieges, der Sachsen 
wiederum mehrere Millionen gekostet hatte. Unterdessen 
waren in Polen neue Unruhen entstanden, da sich eine 
starke Partel für den König Stanislaus erhoben hatte. 
Friedrich August mußte abermals eine beträchtliche 
Streitmacht aufbringen, um sich in Polen behaupten zu 
können und erst am 3. November 1717 kam der Friede 
zu Stande. Endlich wurde^ nachdem Karl XII. seinen 
Tod vor Friedrichshall gefunden hatte, im December 
1719 ein Waffenstillstand mit Schweden geschlossen, der 
allen Feindseligkeiten ein Ende machte und zehn Jahre 
darauf in einen Frieden verwandelt wurde. König Au¬ 
gust wurde von Schweden als König von Polen an¬ 
erkannt und zahlte dagegen dem König Stanislaus 
1 Million Thaler. Auch nachdem die Feindseligkeiten mit 
Schweden geendigt waren, wurde Friedri ch August's 
Thätigkeit mehr von Polen und vom Auslande als von 
der Regierung seiner Erblande in Anspruch genommen. Er 
strebte den Einfluß Rußlands auf Polen zu vermindern, 
trachtete darnach, die polnische Krone bei seinem Hause 
erblich zu machen und wollte seinem unehelichen Sohne 
Moritz, dem gerühmt gewordenen Helden, unter dem 
Namen des Grafen von Sachsen, dqs Herzogthum Kur¬ 
land verschaffen. In allen diesen Bestrebungen war er 
aber unglücklich. Er hatte den leeren Glanz einer Krone, 
die weder seine Macht noch seine Einkünfte vermehrte, mit 
dem Wohlstände seiner Erblande, mit dem Leben und dem 
Glück vieler Tausend seiner Unterthanen erkauft. Es ist 
kaum zu begreifen, daß König August noch einen Werth 
auf eine Krone setzen konnte, die ihm nur Einschränkungen, 
Demüthigungen und Kummer und Sorge zu Wege brachte, 
ohne ihm im Mindesten einen wesentlichen Vortheil zu ge¬ 
währen. Er mußte sich verbindlich machen, daß seine Ge¬ 
mahlin, Christine Eberhardine nie das polnische 
Reich betreten durfte, weil sie lutherisch war. Seine 
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