Full text: Die Geschichte der letzten 50 Jahre

23. König Ludwig I. von Baiern. 
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lung, sowohl zu Oesterreich, als zu den übrigen deutschen Bundes¬ 
staaten, deren es sich in Folge gleichartiger Institutionen näherte, 
wesentlich verändert wurde, befürchtete Oesterreich eine neue Art 
preußischen Uebergewichtes in den deutschen Angelegenheiten neben 
dem commerciellen, durch welches es selbst, wie bei der Gründung 
des Zollvereins, völlig isolirt werden könnte. Daher rieth Metternich 
in der Staats-Conferenz, nunmehr auch die Bahn politischer Refor¬ 
men zu betreten. Er legte ihr im Februar 1847 einen Entwurf 
vor, wonach sowohl die Rechte der schon seit Jahrhunderten bestehen¬ 
den Ständeversammlungen der deutschen Provinzen, als die der im 
Jahre 1815 geschaffenen „Congregationen" der italienischen Provin¬ 
zen, und besonders ihre Selbstverwaltung, nach einem allgemeinen 
Systeme ausgedehnt werden sollten. Dadurch werde Oesterreich, wie 
Preußen 1823, „die Grundlagen erhalten, auf denen später, wenn 
es die Umstände erfordern und erlauben, sich eine allgemeine Reichs¬ 
verfassung aufbauen lasse". Allein Metternich's Reformpläne fanden 
in der Staats-Conferenz keinen Anklang, am wenigsten beim Erz¬ 
herzog Ludwig, „dem der letzte Ausspruch zustand". Das Einzige, 
was geschah, war (außer der Errichtung eines Ober-Censurgerichtes 
nach der Analogie des preußischen) die Bildung eines besonderen 
Departements bei der Hof-Kanzlei, welches „das Verhältniß aller 
Provinzialstände zu der Regierung aus der Grundlage des Rechtes 
und factischen Bestandes prüfen und die Regelung desselben anbah¬ 
nen sollte". Es scheint auch hier — nach dem Vorbilde Preußens 
— einmal eine Erweiterung der Provinzial-Verfassungen und als 
weiteres Stadium die Bildung vereinigter Ausschüsse der einzelnen 
Landtage, und zwar zunächst Behufs der Regelung der Finanzen, 
beabsichtigt gewesen zu sein, so schwierig dies auch bei der Ver¬ 
schiedenheit der Nationalitäten, der Sprachen, der Bildung und der 
Bedürfnisse sein mußte. Allein das ständische Departement der Hof- 
Kanzlei hatte noch kein Lebenszeichen von sich gegeben, als die März- 
Ereignisse des Jahres 1848 ihm, der Hof-Kanzlei und den alten 
privilegirten Ständen den Todesstoß versetzten. 
23. König Ludwig I. von Laiern, 1825—1848. 
(Nach G. G. Gervinus, Geschichte des 19. Jahrhunderts, und „Die Gegen- 
wart", bearbeitet vom Herausgeber). 
Am 13. October 1825 starb König Maximilian 1., der Fürst, 
den man seines gemüthlichen Wohlwollens wegen als den besten 
Menschen seines Volkes rühmte, den selbst ein Feuerbach wegen Herz 
und Gesinnung den Heinrich IV. der Baiern nannte. Sein ältester
	        
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