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59. Der Krieg der Franzosen in Mexiko.
59. Der Krieg -er Franzosen in Mexico, 1862.
(Nach C. Wern icke, Geschichte der Neuzeit, bearbeitet vom Herausgeber.)
Kaum hatte Juarez die Präsidentschaft der mexicanischen Re¬
publik angetreten (1861), als er sich mannichfache Kränkungen der
europäischen Mächte und Rechtsverletzungen aller Art erlaubte: Eu¬
ropäer wurden gewaltsam zum Kriegsdienste ausgehoben, europäische
Consuln willkürlich verhaftet und ein Beschluß des Congresses ver¬
kündet, dem zufolge alle Zahlungen an das Auslattd auf zwei Jahre
suspendirt seien. Deßhalb vereinigten sich Spanien, Frankreich und
England zur gemeinsamen Intervention in Mexico; Spanien besetzte
von Cuba aus den mexicanischen Hafen von Veracruz, wo bald auch
französische itnb englische Truppen erschienen und, da sie kein Unter¬
kommen in der kleinen, ungesunden Hafenstadt finden konnten, so
wurden ihnen vom mexicanischen Minister der auswärtigen Angelegen¬
heiten die in einem gesunderen Klima gelegenen Städte Cordova,
Orizaba und Techuacau eingerüumt, bis weitere Unterhandlungen
über die Ausgleichung des Streites Statt gefunden hätten. Die
Franzosen und Spanier rückten sogleich in jene Städte, während die
Engländer sich wieder einschifften, um den Einflüssen des mörderischen
Klimas zu entgehen. Napoleon aber hatte mit dem von Juarez ver¬
bannten mexicanischen General Almonte den Plan verabredet, in
Mexico eine Monarchie zu gründen und die Krone dem österreichischen
Erzherzoge Ferdinand Maximilian (dem ältesten Bruder des Kaisers
Franz Joseph, geb. 1832) anzubieten, wozu aber Spanien und Eng¬
land ihre Mitwirkung versagten. So blieben die Franzosen allein
zurück, entschlossen, die Feindseligkeiten sofort zu beginnen.
Der französische General öorencez rückte mit nur 5000 Mann,
die ihm nach Abzug der Kranken und der in Veracruz und Orizaba
zurückgelassenen Besatzungen geblieben waren, gegen Puebla vor und
rechnete dabei auf eine allgemeine Erhebung der Landeseinwohner.
Da diese nicht erfolgte und die mexicanische Armee unter Zaragoza
12,000 Mann stark war, so zog er sich nach wiederholten Gefechten
nach Orizaba zurück, um Verstärkung aus Frankreich abzuwarten.
Die Aufforderung zur Capitulation lehnte er ab und schlug einen
Angriff des mexicanischen Generals Ortega auf Orizaba zurück. Kaiser
Napoleon sandte den General Forey mit einer so bedeutenden Ver¬
stärkung nach Mexico, daß dieser über 45,000 Mann (mit Einschluß
der Flotte) verfügte. Doch fiel Puebla, welches Ortega heldenmüthig
vertheidigte, erst nach einer Belagerung von zwei Monaten. Nun
aber war auch die Kraft der Mexicaner erschöpft; Juarez verließ die
Hauptstadt (31. Mai 1863) und zog sich nach San Luis Potosi zu¬
rück, Forey aber hielt mit etwa 15,000 Mann seinen Einzug in
Mexico und berief eine Versammlung der Notabeln, welche einstim¬
mig die Einführung einer beschränkten Erbmonarchie beschloß und,