Full text: Die Geschichte der letzten 50 Jahre

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8. Aufstand und Wiedergeburt Griechenlands. 
durchschaut uud sich dagegen zu sichern gewußt hatte; geächtet von 
der Pforte, erklärte er (23. März 1820), daß er Griechenland vom 
türkischen Joche befreien wolle. Von allen Seiten erfolgten Zusiche¬ 
rungen starker bewaffneter Aufgebote zum Kampfe gegen die Türken; 
die Walachei, die Moldau, Bulgarien schienen dem Bunde ganz er¬ 
geben zu sein; den Ausschlag gab die Meldung aus Constantinopel, 
daß die Polizei die Hetairie ahnde und zu verfolgen beginne; um 
das bedrohte Leben vieler Tausend Brüder zu retten, entschloß sich 
Alexander Ipsilantis zum Ausbruche und Angriffe. 
Der Aufstand der Donaufürstenthümer 1821. Alexander 
Ipsilantis verließ Kischenef, wohin er sich unter dem Vorwände einer 
Badereise begeben hatte, hielt am 6. März Abends seinen Einzug 
in Jassy und erließ am folgenden Morgen einen begeisternden Auf¬ 
ruf an die Hellenen, ihr Joch abzuwerfen, ihr Vaterland und ihren 
Glauben zu rächen. Sehr viele Freiwillige strömten herbei zur be¬ 
geisterten Theilnahme am Kampfe fürs Vaterland, und der Hospodar 
Michael Souzo gewährte alle Unterstützung an Geld, Waffen, Pfer¬ 
den und anderen Bedürfnissen. Ppsilantis eilte (12. März) nach der 
Walachei, wo nach dem Tode des Hospodars Alexander Souzo 
(20. Januar 1821) die Hetairisten mit nicht geringer bewaffneter 
Macht in vollem Aufstande waren. Begleitet von wenigen Waffen¬ 
genoffen, errichtete Ipsilantis aus den sich um ihn sammelnden 
griechischen Jünglingen die heilige Schaar und zog mit ihnen nach 
Bucharest, um den Oberbefehl des dort versammelten Heeres zu 
übernehmen. Es erwarteten ihn Unordnung, bösartige Umtriebe 
und schändlicher Verrath; er litt Mangel an allen Lebens- und 
Kriegsbedürfnissen, sah sich genöthigt, seine gesammte Thätigkeit auf 
Vertheidigungsmaßregeln zu beschränken, und vermochte nicht einmal, 
unter den verschiedenen Abtheilungen seiner Kriegsmacht die erforder¬ 
liche Verbindung zu unterhalten. Auf Befehl der Pforte rückten 
(gegen Ende April) die Paschas von Silistria und Jbraila mit 
starker Macht ins Feld, um die Insurgenten zu unterdrücken. Ihr 
Weg war mit Blut bezeichnet; an den Bäumen der Heerstraßen 
wurden viele Kinder an den Beinen aufgehängt, eine Menge Bauern 
an Pfählen gespießt und Tausende von Unschuldigen ohne Rücksicht 
auf Alter und Geschlecht niedergemetzelt. Die Moldau war vor der 
Ankunft der Türken schon sittlich besiegt, und Jeder dachte nur auf 
eigene Rettung. Kaiser Alexander hatte die Handlungsweise Ppsi- 
lantis' ohne allen Vorbehalt gemißbilligt, und dieser wurde unter 
Androhung der härtesten Ahndung aufgefordert, sich sofort zu seinem 
Regiments zu begeben. Unter so ungünstigen Vorbedeutungen begann 
der Kampf. Athanasios mit einem Haufen von 200 Mann unterlag 
(13. Mai) bei Galacz der Uebermacht von 5000 Türken und zog 
sich auf eine Halbinsel des Pruth zurück. Mit 480 Waffenbrüdern 
verschanzte er sich, zum Aeußersten entschlossen, schlug in 8 Stunden 
vier Stürme ab und richtete eine große Niederlage unter 8000
	        
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