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Amtsherzögen des deutschen Reiches.
Bonifazius, Alto, Magnus. Tegernsee selbst besaß zwischen
1017 und 1041 den Abt Ellinger, Kalligraph, Zeichner und
Maler, zwischen 1068 und 1091 den Werinherl oder Weczil,
Bücherabschreiber, Miniaturmaler, Bildner der kostbarsten, aus
Gold, Silber, Bernstein, Edelsteinen und Perlen angefertigten
Bücherdeckel und Tafeln, Glasfabrikant, Gießer eines Taufbeckens;
es folgte ein jüngerer Wer in her III^ Schulvorstand, mit klas¬
sischen lateinischen Studien vertraut, Verfasser eines lateinisch
geschriebenen Osterspiels „von der Zukunft und Vernich¬
tung des Antichrist" und der durch hohen Dichterwerth aus¬
gezeichneten altdeutschen Mariendichtung „das Leben der Ma¬
ria", um 1173 versaßt, und heut zu Tage nur mehr in einer
bald nach dem Erscheinen zu Stande gekommenen Ueberarbeitung
vorhanden, zugleich mit 85 dem Gedichte an entsprechenden Stellen
eingefügten Bildern, deren Originalzeichnung man ebenfalls We-
rinhern III zu erkennen zu müssen glaubt.
Aus der unansehnlichen Zurückgezogenheit des 1120 von
den Scheyern'schen Valley er-Grafen am Würmsee gestifteten
Bernrieds, Augsburger Kirchensprengels, that sich der dortige
Mönch Paul durch zwei für allgemeine und vaterländische Ge¬
schichte beachtnngswerthe Lebensbeschreibungen des Papstes Gre¬
gor VII und der seligen Einsiedlerin Herluca merkwürdig.
In Augsburg selbst galt zu Anfang des 11. Jahrhun¬
derts in den Zeiten des Tegernseers Froumund, der sich häufig
dort aufhielt, die Domschule für eine der besten und allseitigsten;
das 1012 dort von Bischof Bruno zum Benediktinerstifte mit
Beihilfe Tegernsee's eingerichtete bisherige Chorherrenstift St. Afra
und Ulrich hatte an seinem Abte Udalscalc (st 1149 oder
1151) einen durch mehrere Schriften bekannt gewordenen Vorstand.
Zu den merkwürdigsten Kunstdenkmälern des Mittelalters gehören
die bronzenen Thorflügel an der Südseite der Domkirche, welche
Bischof Heinrich II 1048 gießen ließ *). Die im Augsburger
Kirchensprengel gelegenen Klöster Benediktbeuern (1031),
Polling, Wessobrunn zeichneten sich"ebenfalls durch große
wissenschaftliche Thätigkeit aus. In Polling geboren (1093) und
") Raiser, die röm. Alterthümer zu Augsburg, p. 102.