100 Bayern unter Ludwig I, dem Kelheimer.
Als Ludwig I im Jahre 1192 von dem Kaiser Hein¬
rich VI (1190 — 1197) zu Worms wehrhaft gemacht worden
war und die Zügel der Regierung selbst ergriff, traf das Bayer¬
land schweres Unglück durch eine Fehde, die zwischen dem Grafen
Adalbert III von Bogen einerseits und den Brüdern Hein¬
rich und Rapoto II von Ortenburg anderseits wegen der
Grenzen und des Jagdrechts ausgebrochen war. Nach vergeb¬
lichem Bemühen Ludwigs, durch sein herzogliches Ansehen den
Hader auf einer Versammlung zu Laufen beizulegen, griff
Adalbert von Bogen, dem Wenzeslaus von Böhmen,
Leopold von Oesterreich und Berthold von Andechs bei¬
standen, die Ortenburg er an. Herzog Ludwig, der den
mit ihm verschwägerten Ortenburgern zu Hilfe eilte, erlitt
eine Niederlage, und nun erfolgte eine entsetzliche Verwüstung
im ganzen Lande, bis Kaiser Heinrich VI auf einem Reichs¬
tage in Regensburg (1193) Landfrieden gebot und den Grafen
Adalbert III von Bogen ächtete und nach Sizilien verwies*).
Aus Dankbarkeit begleitete Herzog Ludwig den Kaiser Hein¬
rich VI (1196) auf seinem Zuge nach Apulien und folgte
ihm später (1197) auch nach Sizilien.
Das Bayerland fing eben an, voll beit erlittenen Verwüst¬
ungen sich einigermaßen zu erholen, da versetzte es die zwie¬
spältige Königswahl nach dem Tode des Kaisers Heinrich VI
(f 28. Sept. 1197) neuerdings in Unruhe. Zuerst wählte eine
Partei, darunter auch Herzog Ludwig I von Bayern, den
Bruder des verstorbenen Kaisers, den muthigen Philipp von
Schwaben (1197 — 1208), die andere dagegen den Sohn
Heinrichs des Löwen, Otto von Braun schweig (1197 —
1215). Da beide sich zu behaupten suchten, ward Deutschland
aufs neue der Schauplatz eines ttnheilvollen Bruderkriegs. Mitten
in den Wirren fiel der König Philipp, der schon bedeutende
Vortheile errungen hatte, zu Bamberg am 21. Juni 1208
*) Ad albert III von Bogen durfte erst 1195 aus seiner Verban¬
nung nach Bayern zurückkehren, nachdem er dem Kaiser Heinrich VI die
Botschaft von der Geburt seines Sohnes, Friedrich II (geb. 26. Dez. 1194),
des nachmaligen Kaisers, hinterbracht hatte.