Full text: Das Alte Rom oder Schilderung der bürgerlichen, religiösen und militärischen Verfassung, des häuslichen Lebens, der Sitten, Gebräuche und Meinungen der alten Römer

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werden, als wenn seine Götter unter die römischen ausge¬ 
nommen würden» 
115. 
F o r t s e tz u n g> 
So bekamen die Römer nach und nach, wie Vatro ver¬ 
sichert, über 50,000 Götter, und die Verehrung derselben 
artete zu den Zeiten der Kaiser bis ins Lächerliche aus. Oie 
Bildsäule des capitolinischcn Jupiter wurde wie ein großer 
Herr bedient. Der eine meldete ihm die Namen der Götter, 
die ihm ihre Aufwartung zu machen wünschten, der andere 
sagte ihm, was die Uhr sei; ein dritter diente ihm als Thür¬ 
hüter, ein vierter hielt ihm das Rauchfaß vor. Römische 
Damen waren beschäftigt, der Juno und Minerva den Kopf¬ 
putz zurecht zu machen, oder ihnen den Spiegel vorzuhalten. 
Künstler aller Art arbeiteten jeder in seiner Kunst für die 
Götter. 
Bei allen diesen Tollheiten hatte doch die Religion einen 
sehr wirksamen Einstuß auf die Sittlichkeit und Tugend der 
Römer. Das Volk hatte Ehrfurcht und heilige Scheu vor 
so vielen Göttern, von denen cs sich umgeben und beobachtet 
glaubte, denn es war überzeugt, daß sie die Tugend liebten, 
die Lasier haßten und verabscheuten. Der Glaube an Be¬ 
lohnungen und Strafen in diesem und einem andern Leben 
warnte sie vor Sünden, und stärkte ihre Neigung zum Gu¬ 
ten. Ihre Religiosität zeigte sich besonders in der gewissen¬ 
haften Ausübung ihrer Pflichten, und in der Treue, womit 
sie die Eidschwüre hielten. Freilich war aber ihre Religion 
nicht wirksam genug, dem greulichen Sittenverfall Einhalt 
zu thun, den in der Folge Reichthum ünd Luxus herbei¬ 
führten.
	        
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