Object: [Teil 2, [Schülerband]] (Teil 2, [Schülerband])

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Elsa dürfe niemals fragen, woher er gekommen sei und aus wel¬ 
chem Geschlecht er stamme. Eine Zeitlang lebten beide in unge¬ 
störtem Glück. Bei einem Speerstechen stieß er einst den Herzog 
von Cleve vom Pferd. Das verdroß die Herzogin von Cleve und 
sie sprach laut im Kreise der Frauen: „Stark ist der Herzog von 
Brabant Wohl; nur schade, daß sein Ruhm gering ist, weiß man 
doch gar nicht, ob er aus einem Rittergeschlechte stammt." Diese 
Worte erfüllten Elsas Herz mit schwerem Kummer. Als sie mit 
ihrem Manne allein war, weinte sie bitterlich. Auf die Frage, 
was ihr fehle, anwortete sie: „Die Herzogin von Cleve hat mich 
schwer betrübt." Der Herzog merkte, was sie erreichen wolle, und 
schwieg. Am nächsten Tage geschah das gleiche und am dritten 
Tage konnte sich Elsa nicht mehr zurückhalten; sie sprach: „Herr, 
zürnt mir nicht! Ich wüßte gerne, woher ihr seid." Der Ritter 
erschrak und entgegnete: „Du sollst es erfahren; aber es wird 
dir leid werden, daß du gefragt hast. Mein Vater ist Parziv al, 
der Hüter des heiligen Grals zu Montsalvatsch; mich, seinen Sohn 
Lohengrin, hat Gott dir zu Hilfe gesandt. Du hast unser 
Glück zerstört; denn nun muß ich scheiden." 
Er waffnete sich; nur Horn und Schwert ließ er zurück und 
befahl, sie für seine zwei Kinder Wohl aufzubewahren. Dann nahm 
er von den Seinen Abschied. Zu spät bereute Elsa ihre Neugierde. 
Sie fiel vor ihrem Manne auf die Kniee und weinte und flehte. 
Währenddessen kam der Schwan wieder mit dem Schifflein herbei¬ 
geschwommen. Lohengrin trat in das Schifflein, segnete das Volk 
und fuhr zurück in des Grals Amt. Elsa sank ohnmächtig zu 
Boden und wurde ihr Leben lang nicht mehr fröhlich. Von ihren 
beiden Söhnen, deren sich Kaiser und Reich annahmen, stammen 
viele edle Geschlechter, wie die von Geldern und Cleve, die alle 
den Schwan im Wappen führen. 
35. Die Ritterburgen. 
Nach Alex. Schöppner. 
Eine Hofburg hatte zuvörderst eine Umgebung aus Mauer¬ 
oder Pfahlwerk, eine äußerste Umfassung: die Zingeln. Diese 
waren oder enthielten meist einfache Brustwehren und ihr Tor¬ 
eingang lag zwischen niederen Türmen, die zur Verteidigung an¬ 
gebracht waren. 
Zwischen den Zingeln und der inneren Mauer lag zunächst 
ein freier Raum, der Zwinger (Zwingelhof, Zwingolf). Zuweilen 
standen darin oder außerhalb der Burg einzelne Lindenbäume auf 
Rasenplätzen (Angern); sonst liebte man die nächsten Umge¬ 
bungen kahl zu sehen, um dadurch Angriffe und Überfälle zu er¬
	        
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