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Muße arbeiten kann, die zur Hervorbringung und Vollendung
eines den Anforderungen der historischen Kunst genügenden
Geschichtswerkes durchaus nöthig ist. Zch habe aber dessen¬
ungeachtet so viel mir Zeit, Kräfte und Hülfsmittel zu Ge¬
bote standen, mit Eifer und Liebe die Geschichte der Römer,
ihrer Herrschaft und Kultur so darzustellen gestrebt, wie sie
nach meiner Ansicht zu allgemeiner Belehrung und Unterhal¬
tung abgefaßt werden muß, ohne gerade aus dieser Geschichte
eine Sammlung von Anekdoten oder antiquarischer Curiositä-
ten zu machen. Freilich werden über das Zuwenig und Zu¬
viel die Ansichten immer verschieden bleiben. Daß ich die
geographischen Namen so viel als möglich aus der neuern
Geographie erklärt und die Lage der Oerter so bestimmt habe,
daß man sie auch auf neuern Landcharten finden kann, glaube
ich zu den Vorzügen dieses Buchs rechnen zu können, da ge¬
rade diese Nachweisung in den meisten historischen Lehr- und
Handbüchern fehlt. Es ist aber durchaus nöthig, bei jeder
Begebenheit auch den Ort sich zu vergegenwärtigen, wo sie
geschah, weil sonst unser historisches Wissen ohne Haltung ist
und gleichsam bodenlos in der Luft schwebt. Daß ich neben
den bessern neuern Werken über römische Geschichte durch¬
gängig die Duellen benutzt und oft wörtlich wiedergegeben
habe, wird der kundige Leser selbst auffinden, wenn auch keine
gelehrten Citate darauf weisen.
So möge denn dieses Buch eine freundliche Aufnahme
bei allen Lesern finden, und sollte es eines öffentlichen Ur-
theils gewürdigt werden, sich einer eben so humanen Behand¬
lung zu erfreuen haben, wie fie von billigen und wohlwollen¬
den Richtern auf dem Forum der Literatur bei andern Gele¬
genheiten gegen den Verfasser ausgeübt wurde.
Wesel, im Mai 1836.
Dr. Franz Fiedler.