Full text: Geschichte der Römer

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Weg brachte. So gelaugte er zu seinen Cohorten am Ufer des Ru« 
bicons, eines Küstenflüßchens, welches die Grenze seiner Provinz bil¬ 
dete; dieses durfte aber kein Feldherr ohne Erlaubniß des Senats 
überschreiten, wenn er nicht für einen Feind des Vaterlandes erklärt 
werden wollte. Hier machte er Halt und stand voll Gedanken am 
Ufer, all das kommende Unheil berechnend, das sein Uebergang verur¬ 
sachen werde. „Auch jetzt noch, sagte er zu seinen Begleitern, können 
wir znrücktrcten; haben wir dieses Brückchen überschritten, dann muß 
alles mit den Waffen entschieden werden." Auch soll er gesagt haben: 
„Liebe Freunde! der Aufschub dieses Uebergangs wird für mich selbst, 
der wirkliche Uebergang aber für alle Menschen der Anfang großen 
Unheils seyn." Endlich sammelte er sich wieder, und als zufällig ein 
Trompeter, das Schlachtzeichen laut blasend, auf das andre Ufer hin¬ 
überlief, stürmte auch er mir gezogenem Schwerte, wie ein Begeisterter, 
nach und rief seinen Freunden zu: „Laßt uns dahin gehen, wohin 
uns der Götter Winke und der Feinde Ungerechtigkeit rufen! .Der 
Würfel ist geworfen!" Ihm folgten seine Cohorte» über den Rubicon. 
(Siehe die Abbildung N3 67.) 
Mit ungewöhnlicher Schnelle besetzte er alle Städte an der Küste 
des adriatischen Meeres und andere, die ihm den Weg nach Rom 
öffneten, wie Arezzo, Fano, Pesaro, Osimo und Ancona. Bei Corfl« 
nium, j. St. Pelino, nahm er seinen Nachfolger Domitius gefangen, 
ließ ihn aber wieder frei; die Soldaten desselben, dreißig Cohorten, 
vereinigten sich mit Casars Heer. Denn Cäsar gewann durch Mäßi¬ 
gung und Großmuth, indem er zugleich als der Beschützer des Volkes 
gegen die Anmaßungen der Aristokraten oder Optimate» auftrat, die 
Herzen aller Einwohner, während Pompejus immer mehr in der öffent¬ 
lichen Meinung sank und selbst gefürchtet wurde. In Rom war auf 
die Nachricht von Cäsars schnellen Fortschritten große Bestürzung ent¬ 
standen. Pompejus wagte es nicht, mit seinen neugeworbenen oder 
des Krieges entwöhnten Truppen die Stadt zu behaupten. Einst hatte 
er geprahlt, er dürfe nur mit dem Fuße auf den Boden stampfen, 
um Legionen daraus hervorzubringen. Spottend erinnerte ihn jetzt ein 
gewisser Favonius daran. Pompejus aber erwiederte: „Ihr werdet sie 
bekommen, wenn ihr mir folget, und es nicht für ein Unglück achtet, 
Rom, ja selbst Italien zu verlassen." Er beschloß, nach Kapua zu 
gehen und drohete allen Senatoren und Beamten, die ihm nicht folgen 
würden, daß er sie als Feinde ansehen und behandeln würde. Daher 
folgten ihm die Consuln und meisten Senatsbeamten mit den Ehren¬ 
zeichen ihres Amtes; in der ganzen Stadt herrschte Wehklagen und
	        
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