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er seinen Unmuth laut werden und wollte seinen Sohn Britanniens
zum Nachfolger bestimmen. Daher eilte Agrippina, durch Ermordung
des Kaisers ihrem Sohne den Thron zu sichern. Eine Giftmischerin
Locusta vergiftete einige Pilze, die Claudius gern aß, und da diese
nicht sogleich wirkten, stieß ihm der Arzt Zkenophon, unter dem Vor¬
wände, ihm das Erbrechen zu erleichtern, eine in starkes Gift ge¬
tauchte Feder in den Hals, worauf der unglückliche Kaiser alsbald am
13. October 54 verschied/ im 64sten Jahre seines Alters. Hierauf
begab sich Nero mit dem Prafecten Burrus sogleich in die Kasernen
der Garden, versprach ihnen Geldgeschenke, wie sie Claudius zuerst
ihnen bewilligt hatte (clonutivum), und wurde als Imperator begrüßt?
ihm huldigten der Senat und die Provinzen des Reichs.
Die wichtigsten Kriegsunternehmungen unter des Claudius Regier
rung waren die Eroberung Mauretaniens, welches, wie Thra-
cien und Judäa, Provinzialeinrichtung erhielt, und die Feldzüge in
Britannien, wohin ein vertriebener vornehmer Britte die Römer
aus Gallien gerufen hatte. Aulus Plautius führte zuerst im I. 43
ein Heer von 50,000 Mann auf die Insel; bald begab sich der Kaiser
mit seinem Sohne/ der daher den Namen Britannicus erhielt, selbst
dahin, hielt sich sechzehn Tage in Britannien auf, eroberte einige Fe^
stungen und hielt daun einen Triumph. Besonders zeichneten sich die
Unterfeldherren Vespasianus und Ostorius aus. Dieser nahm nach
Unterjochung vieler Volker den tapfern Feldherrn der Briganten und
Siluren, Caractacus, im I. 51 gefangen und schickte ihn nebst
Gattin, Tochter und Brüdern nach Rom, wo er, im Angesichte des
neugierigen Volkes, vor dem Kaiser, der von den Garden umgeben,
auf einer Tribüne saß, mit den Seinigen erscheinen mußte. Diese
traten schüchtern heran und flehten in Demuth um Schonung; Ca¬
ractacus aber behauptete seine stolze Haltung und sprach mit edler
Freimüthigkeit zu dem Kaiser über sein jetziges Mißgeschick, worauf
dieser den Gefangenen gnädig verzieh, ihnen die Ketten abnehmen und
der Kaiserin Agrippina öffentlich vorstellen ließ, was damals eine ganz
neue und früher ungewöhnliche Huldigung war.
(Siehe die Abbildung am Titelblatt.)
Nach siebenjährigem Aufenthalte in Rom erhielten sie die Erlaub-
niß zur Rückkehr ins Vaterland. Caractacus soll damals das Chri¬
stenthum kennen gelernt und drei christliche Lehrer mitgenommen haben,
welche die neue Lehre zuerst in Wales ausbreiteten. Auch glaubt man,
daß die im Briefe des Apostels Paulus an Timotheus 11, 4, 21 er¬
wähnte Claudia, Gemahlin des Senators Pudens, vom Dichter
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