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frühzeitigen Tode seines ersten Adoptivsohnes Aelius Berns den
Titus Aurelins Antoninus, dessen Vorfahren aus Nemausus,
j. Nimes in Gallien, abstammten, als Nachfolger adoptirt, der wie¬
derum zwei Verwandte, M. Aurelius Antoninus aus spanischem
Geschlecht, und Lucius Verus, des Aelius Verus Sohn, adopti-
rcn mußte.
. (
VII.
Die drei Antonine.
Nach dem Tode Hadrians war der Senat nicht geneigt, diesem
Kaiser, der zuletzt sich durch seine Launen Feinde gemacht hatte, die
gewöhnliche Vergötterung oder Apotheose zu gestatten. Allein sein
Adoptivsohn und Nachfolger Antoninus widerlegte die gegen den
Verstorbenen gemachten Beschuldigungen und die Apotheose wurde be¬
schlossen. Wegen dieser kindlichen Sorge für des Vaters Ehre erhielt
Antonin den Beinamen Piu8, der kindlich fromme. Ueberhaupt war er
der tugendhafteste aller römischen Kaiser und einer der edelsten Men¬
schen; seine drei und zwanzigjährige Regierung (138—-161) die glück¬
lichste und ruhigste. Einige kleine Unruhen in den Grenzprovinzen
wurden bald gestillt. Cr lebte prunklos und war sparsam, wo er es
seyn mußte. Verdienstlosen Personen nahm er die Pensionen; »nichts,
sagte er, sey niedriger und unverantwortlicher, als den Staat zu be¬
nagen , wenn man kein Verdienst um ihn habe. « Freigebig zeigte er
sich aber zum Besten des Staates, bei Gründung nützlicher Anstalten
in den Provinzen oder bei Verschönerungen der Städte, bei öffentlichen
Unglücksfällen, z. B. bei einem Erdbeben in Rhodus und Kleinasien.
Die alte Verfassung war ihm heilig, er selbst richtete sich streng nach
den Gesetzen und ließ sie durch berühmte Rechtsgelehrte verbessern.
Er milderte das Loos der Sklaven und verbot die Ausübung des
grausamen Strandrechts zum Vortheil der kaiserlichen Kasse, welches
auszuüben selbst christliche Könige nicht verschmäht haben. Seine Tu¬
genden erwarben ihm bei den fernsten Nationen einen solchen Ruf,
daß aus Indien und andern Ländern des Ostens Gesandte nach Rom
kamen und fremde Fürsten ihn zum Schiedsrichter ihrer Streitigkeiten
annahmen. Mit Recht wird Antoninus mit Numa verglichen. Gegen
seine ausschweifende Gemahlin Faustina und deren Tochter Annia
Faustina, die er mit seinem Thronerben M. Aurelius vermählte, war
er zu nachsichtig. Im 73sten Lebensjahre starb Antoninus Pius auf
seiner Villa zu Lorium in Etrurien, am 7. März 161 am Fieber,