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Abgeordneten, daß er erscheinen würde. Und am
bestimmten Tag erschien er, legte den Eid ab, und
stellte die Geiseln.
Noch hielt Tassilo die Wiedererlangung seiner
Rechte nicht für verloren. Er stellte sich vor, daß
Carl durch irgend einen beygebrachren falschen Ver¬
dacht hingerissen worden sey, an ihm hart zu han¬
deln, und er hoffte, daß es ihm bey einer günstigen
Gelegenheit gelingen würde, diesen seinen ehmaligen
großmüthigen Jugendfreund auf andere Gedanken zu
bringen. Eine solche Gelegenheit schien vorhanden
zu seyn, da sich Carl im 1.787 am pabstlichen Hofe
zu Rom befand. Tassilo schickte sogleich zwey Ab¬
geordnete, den Bischof Arno von Salzburg, und den
Abt Hunrich zu Monsee, nach Rom, mit dem Auf- _
trage, den Pabst zwischen ihm, und dem König Carl
um das Mittleramt zu ersuchen. Man betrachtete
aber daselbst dieses Ansuchen des Tassilo ebenfalls
in einem widrigen Licht, und alle Vorstellungen der
baierischen Abgeordneten blieben vergeblich. Man
' wollte vielmehr noch weiter muthmaßen, was Tassilo
aufdem Falle, daß seine Bitte um Erlassung des Lehn¬
eids fehlschlageu würde, vorzunehmen gesonnen sey,
und bedrohte die Abgeordneten hart und heftig, zu
offenbaren, was sie davon wüßten. Diese erstaun¬
ten über eine solche Begegnung, schwiegen, und ent¬
fernten sich. Da nunmehr Carl diesen Versuch des
Tassilo, seine Unabhängigkeit neuerdings hervor zu
suchen, für eine entscheidende Erklärung hielt, daß
derselbe fest entschlossen sey, kein Mittel, wodurch er
zu seinem Zwecke gelangen könnte, unversucht zu
lassen, und sich allenfalls auch durch die Waffen in
Freyheit zu setzen : so hielt er es, gemäß seinen Grunds
sä-