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heit zu unternehmen, und sie verbanden sich theils
unter sich, theils sorgten sie für sich einzeln. Die
zwo Herzoginnen von Baiern und Beneveut, beyve
Töchter des Desiderius, thaten das Aeußerfte, um
sowohl den Glanz ihrer Eheherren, als die Befreyung
ihres Vaters wieder herznftellen; ja die baierische
Herzoginn, Luitberg, beredete den Tassilo, mit
den Avaren in ein Bündniß zu treten. Tassilo
ließ sich den Vorschlag gefallen, und die Avarer ge-
riethen alsogleich in Bewegung. Nun wohnten an
den östlichen baierischen Gränzen einige Familien,
die zwar zu Baiern gehörig, aber gemäß der da¬
maligen, sehr seltsamen Verfassung durch beson¬
dere Verträge Lehenleute des fränkischen Hofes
waren. Sobald diese die Kriegsanstalten der Ava-
rer wahrnahmen, gaben sie ihrem Lehenherrn, dem
König Carl, augenblicklich Nachricht davon; und
sie mochten nun den Urheber dieser Anstalten, und
den Endzweck derselben gewußt und berichtet > oder
der fränkische Hof mochte schon ohnehin nicht gezwei-
felt haben, daß die Versammlung avarischer Trup¬
pen ein Bündniß mit Baiern zum Grunde habe: Tas¬
silo wurde vom Carl nach Ingelheim, wo die frän¬
kischen Stände nebst den Häuptern jener Gränzfa-
milien bereits anwesend waren, berufen. Da sich
Tassilo unmöglich vorstellen konnte, wie jemand
seine Absichten und Anschläge erfahren haben konnte,
so trug er kein Bedenken, daselbst zu erscheinen. Ec
hatte sich aber kaum von Regensburg entfernet, als
fränkische Abgeordnete dahin kamen, und des Her-
zogs Gemahlinn, Kinder und Schätze mit sich nach
Ingelheim abführten. Die Reichsversammlung wur¬
de eröffnet, und Carl fragte die anwesenden Herren^,
welche Strafe ein rückfälliger und meineidiger Lehn¬
mann-