fullscreen: Nürnberger Fortbildungsschullesebuch

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dieselben von Nürnberg bis Königsberg in Preußen senden lieb, ob— 
gleich zu jener Zeit auch die Danziger und Thorner Lebkuchen sich 
guten Rufes erfreuten. 
Ganz unentbehrlich waren die Lebkuchen auf den Kirchweihen 
der Bauern unsserer Gegend. Die Krämer, welche Hans Sachs in 
seinen Gedichten die Kirchweihen besuchen lãßt, führten alle Leb- 
kuchen (Bauernleckkuchen und Leckkuchentafeln) mit sich. 
Schon im 16. Jahrhundert verstand man in Nurnberg die Leb- 
buchen besser zu bereiten als in dem Zisterzienserkloster Guntherstal. 
An einem so wichtigen Hauptsitze des Welthandels der damaligen 
Zeit, wie es Nürnberg war, waren feinere Gewurze leicht zu erhalten, 
die einem vom groben Verkehr abseits liegenden Kloster unerreichbar 
waren. 
Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die gewerbsmabige Herstellung 
der Lebkuchen in Nurnberg durch die Bäcker und zwar durch die sog. 
Veib· oder Losbacker betrieben. Nach und nach haben wohl einzelne 
Bãcker sich ausschlieblich auf die Anfertigung von Lebkuchen geworfen; 
denn obwohl im Jahre 1614 Backer und Lebküchner noch nicht ge 
trennt waren und es eigentlich blob ein Handwerk gab, so ist doch 
schon in diesem Jahre von Lebkuchnergesellen die Rede, die zusammen 
mit den Backern und Muhlknechten am 17. Juli einen schönen Aufzug 
und einen offenen Gassentanz veranstalteten. Der dreibigjahrige Krieg 
gcheint der Lebkuchenindustrie keinen Eintrag getan zu haben; denn 
gie hatte sich inzwischen so entwickelt, daß aut Ansuchen der Leb— 
küchner wegen allerhand entstandenen Streits und wegen Irrungen 
der Rat unterm 17. April 1643 die Trennung vom Bãckerhandwerk 
genehmigte. Die Bãckerhauser blieben den Backern, die Lebküchner- 
Gauser den Lebküchnern. Kein Bäcker durste auf ein Lebküchner- 
haus ziehen und sein Gewerbe ausüben und umgekehrt. Ohne 
besondere Erlaubnis des Rates durfte auch weder ein neues Leb- 
küchnerhaus noch ein neues Bäckerhaus aufgerichtet werden, wodurch 
die damaligen Bäcker und Lebküchner ein nicht zu verachtendes 
Vorrecht erhalten hatten. 
Dem Lebkuchnerhandwerk erteilte der Rat bald auch eine 
besondere Ordnung, ebenso 1645 den Gesellen. Seine ersten Vor- 
geher waren Hans Paulus Deinhard und Jobst Schreyer; das ganze 
HAandwerk zahlte damals 13 Meister, eine Anzahl, die sich bis ins 
vorige Jahrhundert hinein nicht wesentlich verändert hat. Die Bãcker 
zahllen den Lebküchnern 254 fl hinaus, welch letztere wegen des 
Leichentuches und der Kerzen vordem bezahlt hatten. Den alten 
Nürnbergern war nämlich von jeher an einer ,schönen Leiche“ d. i. 
Nürnberger Fortbildungsschullesebuch. 
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