Full text: Abriß der Baierischen Geschichte

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stellung zu machen. Eben so merkwürdig und al- 
bern war dabey das Benehmen derjenigen, welche 
die Absicht hatten, solche Begriffe, deren höchst schäd¬ 
liche Folgen zu auffallend waren, anszurotten; sie 
rotteten nämlich die unglücklichen Menschen aus, 
welche mit denselben angesteckt waren, thaten aber 
im Grunde nicht nur nichts, dieser Ansteckung vorzur 
beugen, sondern duldeten mit einer Langmuth, welche 
einen traurigen Mangel an geübter Denkkraft vor- 
aussetzt, öffentliche Mißbräuche, welche die unmit¬ 
telbare Wirkung hatten, das Volk in seinem un¬ 
glücklichen Wahn zu erhalten. Man duldete nicht 
nur den Verkauf elender Legenden, oder gedruckter 
Sammlungen der albernsten, und bösartigsten Er¬ 
zählungen und Geschichten, sondern man ließ gesche¬ 
hen, daß viele Leute mit der Lehre und Verbreitung 
derselben ihren Unterhalt suchten, indem noch bey 
Mannsgedenken auföffentlichen Schrannen und Jahr¬ 
märkten Leute hernmzogen, welche auf einer öffent¬ 
lichen Bühne ausstanden, und eine ordentliche Pro- 
feßion davon machten, dem sich herzudrängenden 
Volke auf großen Tafeln gemalte Geschichten von 
Gespenstern, Zaubereyen, scheußlichen Mißgeburten, 
Herentänzen, und von tausend gräßlichen Begeben¬ 
heiten, welche sich mit Straßenräubern und Mördern, 
Schatzgräbern, Wahrsagern, Goldmachern, Wetter¬ 
machern, Geisterbeschwdrern, Fest - und Unsichtbar- 
machern, in alten Schlössern, grauenvollen Wäldern, 
auf Kirchhöfen, und Schädelstätten zugetragen ha¬ 
ben sollten, mit feyerlichem Ernste zu erzählen, oder 
»orzusingen, und die Beschreibungen davon zu verr 
kaufen rc. So blieb es bis in die Hälfte des acht- 
zehenten Jahrhunderts, wo im nördlichen Deutsch¬ 
land
	        
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